Gedanken zum Schulstart – aus der Sicht einer Mutter

Ich bin Lernberaterin, kenne viele Tipps und Tricks, weiss wie das Gehirn Lernprozesse meistert und kenne die neusten neurologische Studien. Dort bin ich sicher und habe die nötige professionelle Distanz. Aber: bin ich auch Mutter zweier schulpflichtiger Kinder und einer Schulabgängerin, die frisch mit der Berufslehre begonnen hat. Dort erlebe ich den veränderten Alltag, die neuen Herausforderungen aus nächster Nähe und intensiv mit.

Deshalb fühle ich mich mit dem Start des neuen Schuljahres immer wieder von neuem unsicher, neugierig, gefordert, überlastet, entlastet. Diese Gefühle (und noch einige mehr) wechseln im Stundentakt. Ich habe es bereits unzählige Male durchgemacht , es ist immer wieder von neuem HERAUSFORDERND.

Wieso ist das so?

Zum einen lasse ich jedes Jahr von neuem wieder LOS. Loslassen heisst nicht, dass es mir egal ist oder wird. Es heisst, dass ich weiterhin dabei bin, aber immer weniger helfe. Es ist das ewige Los der Elternschaft oder auch pädagogischen Begleitung. Alles ist darauf ausgerichtet, dass mein Gegenüber die Fähigkeiten erlangt für sich, seine Entwicklung, seine Lernerfahrungen selbst Verantwortung zu übernehmen.

Ich lerne auch immer wieder von neuem dazu. Denn jedes Kind sucht sich seinen EIGENEN WEG und nicht den, den einer von uns ein Jahr zuvor bereits gegangen ist. Es mag zwar das selbe Schulhaus, die selbe Lehrerin, der selbe Lehrer, das selbe Schuljahr sein, dennoch ist es anders und neu. Kein Lebensweg ist wie der anderen, deshalb muss ihn jede*r alleine gehen. Manchmal gehe ich auf Augenhöhe mit, oft bin ich aber weit dahinter oder schon ein Stück voraus. Dies ist aber immer meine Perspektive und die ist nie dieselbe wie die meines Kindes. Ich muss mich auf seine Augenhöhe begeben und beobachten, fragen um seine Sicht zu erfahren.

Dann ist nie alles im Gleichgewicht. Ich entwickle mich weiter. Wie die Kinder auch habe ich neue Ansprüche an mich und meine Tätigkeiten. War ich, als sie kleiner waren präsenter im Alltag, müssen sie mich heute aktiver um Hilfestellung bitten. Es ist ein Grenzlauf zwischen Unterforderung, Herausforderung und Überforderung. Bei uns allen. Auch mein Alltag ist wieder neu, auch ich muss mich wieder einfinden.

Was wenn der Tunnel nie zu enden scheint?

Deshalb lasse ich mir/uns Zeit, um dies alles Wachsen zu lassen. Meist sieht es nach den Herbstferien bereits etwas anders aus und läuft geordneter. Wenn nicht, dann ist genug Zeit und Raum, um bei den einzelnen Stressoren detailliert, ihn Ruhe hinzusehen und Lösungen zu suchen.

Was wenn der Alltagsstrudel total überfordert? Es ist alles zu nah oder zu weit weg? Profitiere von meinen Erfahrungen und der Sicht der Evolutionspädagogik®. Einfache Übungen helfen gezielt Stress zu überwinden. Nicht nur dem Kind, sondern auch seinen erwachsenen Begleiter*innen. Gemeinsam den eigenen Weg finden und zusammen wachsen, ist das Ziel.

Meeting Evopäd® – Fisch

Mittels kurzen Blogartikeln stelle ich euch in regelmässigen Abständen, Beispiele aus meinem Arbeitsalltag mit der Evolutionspädagogik vor. Diese Einblicke sollen aufzeigen, welche Sicht die Evopäd© auf Verhaltensweisen hat und wie eine Lösung aussehen könnte.

Jugendliche Klient*innen sitzen häufig bei mir am Tisch, starren ins leere und können dabei nicht sagen, was das Problem ist, was sie fühlen, was sie wollen….. Sie sind lustlos und ohne jede Energie. Wenn mal etwas gesprochen wird, dann am ehesten: “Es ist mir egal.” oder “Das Leben ist halt scheisse.” Dabei überkommt mich oft das Gefühl, wir sässen gemeinsam vor einem Berg, der unüberwindbar erscheint und ich müsse mein Gegenüber dazu bewegen, entweder den Berg wegzuschaufeln oder hoch zu klettern. Das wird aber nicht passieren, denn genau deswegen ist dieser Schüler, diese Schülerin bei mir gelandet. Da haben sich bereits Eltern, Lehrer*innen und andere gutmeinende Menschen kommunikativ erfolglos abgemüht. Mein Gegenüber ist in seinem Urvertrauen erschüttert und es fehlt die Ruhe und Gelassenheit die Situation zu meistern. Mit den Umbrüchen, die in dieser Lebensphase automatisch erfolgen, entfernt sich der Schoss der Mutter, die starke Schulter des Vaters und es benötigt neue Strategien, um sich als junge*r Erwachsene*r in Sicherheit zu wiegen.

Die Jugend hat Heimweh nach der Zukunft.

Jean-Paul Sartre
Wenn die (Ur-)Sicherheit fehlt.

Auf dem Modell der Evolutionspädagogik®, ordnen wir die Fischstufe dem unbewussten Denken zu. Es befindet sich im Stammhirn, welches uns zu Urzeiten aus Situationen gerettet hat, in denen reflexhaft reagiert werden musste. Dies erklärt auch, weshalb bei Blockaden auf dieser Stufe Gespräche nicht zielführend sind. Sie erreichen unser Gegenüber nur schwer und tragen nicht dazu bei, dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, um das Problem zu lösen, zumal das Problem selbst, ja gerade vom Klienten/der Klientin nicht vollumfänglich erfasst werden kann.

Wenn Sprache versagt, dann hilft Bewegung. Mit diesem Grundsatz aus der Evolutionspädagogik® gelingt es die Klippe zu umschiffen. Die Grundübung aus dieser Stufe ermöglicht es, auf einfache Weise körperlich zu spüren, was es bedeutet “einfach da zu sein”. Dabei sind Augen und Gleichgewicht noch nicht relevant. Einzig die Atmung und dann und wann eine leichte Schaukelbewegung sind dafür nötig. Dabei ist es wie in jeder Evopäd®-Übung nicht wichtig, wie gut es gelingt. Viel wichtiger ist es sich einfach in diese Körpererfahrung zu begeben und zu beobachten wie es sich anfühlt.

“Einfach da sein.”

“Einfach da sein ist genug”