Abenteuer Schulstart

Kennst du die Wehmut, wenn etwas endet und die Vorfreude, wenn etwas Neues bevor steht? Wie sieht es nach den Sommerferien aus?

Wochenlang herrschte das Abenteuer; wenn es heiss war, kühlte das Wasser im Freibad oder in Fluss, wenn es regnete vertrieben Spiele oder lange Filme die Zeit. Es war einfach sich trieben zu lassen, sich in neuen Fertigkeiten zu versuchen und sich ganz dem Familien-Rhythmus zu ergeben. Am Abend wurde es spät und am Morgen ebenfalls. All das war kein Problem, im Gegenteil, es war ein Genuss gemischt mit dem Gefühl von Freiheit und Ungebundenheit.

Das ändert morgen.

Mit dem Start des neuen Schuljahres werden die Tagesstrukturen wieder enger, regelmässiger und von aussen bestimmt. Es gibt geregelte Unterrichtsstunden, Terminpläne, Hausaufgaben und weitere Verpflichtungen. Der Radius wird wieder kleiner und übersichtlicher. Individuelle Kräfte einzuteilen und eigene Interessen voranzutreiben fällt schwerer.

Einmal im Jahr, machen Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern die Erfahrung, wie gegensätzlich das Leben sein kann. Der Übergang von den langen Sommerferien in den Schulstart ist so gegensätzlich, wie sonst kaum zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr.

Ich wünsche allen Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern viel Offenheit für die Abenteuer im (Schul-)Alltag, Kraft und Vertrauen für schwierige Momente. Mögen für alle daraus genussvolle und Neugier weckende Lernerfahrungen entstehen.

Es wäre viel zu schade, nur für die Ferien zu leben und die Zeit dazwischen nicht zu nutzen. Das Leben ist viel mehr als das. Jede Minute ist kostbar. Möge deshalb im Schulalltag auch immer etwas Freiheit mitschwingen und während den Ferien etwas Wissensdurst.

Wo auch immer du hingehst, dort bist Du

Konfuzius

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 40

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 21. April 2020

Noch gegensätzlicher konnte der heutige Tag zum gestrigen gar nicht sein. Um 10.00 Uhr hatte mir jedes der Kinder, unabhängig von seinen Geschwister versichert, wie viel einfacher es doch heute im Vergleich zu gestern sei. Mein Mann erkundigte sich im Verlauf der zweiten Morgenhälfte per Whatsapp bei mir, wie es denn mit dem Homeschooling so klappe und ich konnte (selber verblüfft) schreiben, dass wirklich alles wie am Schnürchen lief. Als hätte der erste Schultag als reinigendes Gewitter über uns hinweg ziehen müssen, um dann den zweiten im neuen Licht erstrahlen zu lassen.

Kuchenglück

Ich schaffte es im Verlauf des Vormittags sogar einen Bananen-Kuchen zu backen. Die einzige Herausforderung daran war, mit den Geräuschen der Küchenmaschine nicht die Zoom-Konferenz des Sohns stören. Das konnte mit Kopfhörern wunderbar gelöst werden. Sowieso finde ich diese Zoom-Klassenzusammenkünfte eine tolle Sache. Nicht nur weil die Kinder diese so mögen sondern auch, weil es mir etwas Luft verschafft. Während ein Kind vom Lehrer virtuell unterrichtet wird, kann ich mich währenddessen gezielter den anderen beiden widmen. Besonders unsere beiden jüngsten benötigen viel Aufmerksamkeit. Sie benötigen auch im regulären Unterricht zusätzliche Förderung und angepassten Unterrichtsstoff. So ist es für mich eine Gratwanderung, wo ich nun unterstützen und wo ich fordern soll. Ungemein motivierend erlebe ich die Zusammenarbeit mit allen Lehrer*innen. Seien es Klassenlehrer*innen, Musiklehrer*innen, Religionslehrer*innen, sie alle melden sich über diverse Kanäle und haben sich überlegt wie der Schulstoff vermittelt werden kann und soll. Wenn es irgendwo hackt, stehen sie mit Rat und Tat zur Seite. Die meisten von ihnen beschulen oder betreuen nebenbei ihre eigenen Kinder. Wir sitzen im selben Boot. Das gibt gegenseitiges Verständnis und motiviert ungemein, es gemeinsam zu schaffen. Unmögliches wird derzeit möglich gemacht. Krisen sind der Nährboden für neue Perspektiven und kreative Lösungen. Wir stehen nach 6 Wochen bereits an einem Punkt, den keine/r für möglich gehalten hat. Das Schulsystem verändert sich und alle, Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern, sind zwangsläufig beteiligt. Es wird kein “wie vorher” mehr geben, denn alle sind schlussendlich im “danach”. Wenn wir uns später an diese Zeit erinnern, werden wir uns fragen, wie wir das bloss geschafft haben.

Mein Mann absolviert derzeit eine höhere Fachhochschule und diese hat es im Gegenzug bis zum heutigen Tag nicht geschafft einen virtuellen Unterricht zu organisieren! Dort werden (Corona-lose) Zeiten abgewartet, die nie mehr kommen werden.

Mit der Evolutionspädagogik© im Fluss

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 35

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Donnerstag, 16. April 2020

Zwei Wünsche habe ich für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass der Bundesrat Alain Berset seine Corona-Erfahrungen in Buchform der Nachwelt hinterlässt oder ich die Gelegenheit erhalte, ihn bei einem Nachtessen befragen zu können. Es reicht mir vollkommen, wenn nur ein Wunsch in Erfüllung geht. Ich habe auch keine Prioritäten. Obwohl vielleicht hätte ich von einem Buch länger etwas davon und anstatt einem Nachtessen könnten wir uns an den nächsten (oder auch übernächsten) Filmtagen zu einem kurzen Apéro treffen. Egal. Es ist ein unglaublich verantwortungsvoller Job und ich finde, er macht das gut. Wie wir alle anderen auch. Dies meine Gedanken zur heutigen Pressekonferenz des Bundesrates.

Meine Kinder haben derweil aufgeatmet. Ein Stück neue, alte Normalität ist in greifbarer Nähe. Noch drei Wochen ausserschulischer Unterricht und dann könnte es am 11. Mai 2020 im Schulhaus weitergehen. Wenn, denn…..nun wir sind optimistisch. Ich selber bin froh, haben wir etwas Vorlauf. Es wird eine Herausforderung werden, uns wieder langsam an alles heranzutasten. Gewisse Einschränkungen, Massnahmen, Vorgaben bleiben ja noch (lange) erhalten und diese gilt es nun im neuen, alten Alltag einzugliedern und umzusetzen. Ein – einfach wieder in die Schule gehen – , wird es nicht geben. Ein Wiedereinstieg in den Schulalltag, nach so einen abrupten und unerwarteten Schulunterbruch, wird Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen zusätzlich fordern. Das meine ich nicht nur auf die Gesundheitsmassnahmen bezogen. Auch wenn die meisten glimpflich davon gekommen sind, haben sich alle durch diese Krise individuell verändert und entwickelt. Diese Gruppen- und Individualprozesse benötigen Raum und Zeit, bevor neue Lernerfahrungen möglich sind. Es ist aber eine grosse Chance und ein noch grösseres Glück, dass vor den Sommerferien positive Erfahrungen mit der Klasse und im Unterricht gemacht werden können und dann ein gemeinsamer Abschluss vom Schuljahr stattfinden kann.

Gefühlswelt mit Salzstängeli übermittelt