Leben im Spagat – Herausforderung leben

Noch immer ist unser Alltag von der Corona Pandemie bestimmt. Dennoch hat sich das Leben verändert. Wir alle konnten (mussten) neue Wege und Strategien finden und orientieren uns an dem, was möglich und vernünftig ist. Dies ist ein Rückblick mit anschliessender Feststellung, dass der Ausblick in die Zukunft müssig ist, wenn eh nur der Moment beeinflusst werden kann.

Leben im Spagat

Bald ist es ein Jahr her, dass ich mir mit meinem Homeschooling-Blog, den Überblick, in der damals noch neuen Corona-Situation, verschafft habe. Man könnte auch sagen, es war mein Strohhalm, als ich meine Beratungstätigkeit als Evolutionspädagogin® gezwungenermassen einstellen musste. Diese Zeit hatte mir deutlich vor Augen geführt, wie sehr ich meine Arbeit liebe und damit tätig sein möchte. Noch immer befinden wir uns in der Pandemie und derzeit wieder in einem Lockdown, wobei man diesen nun als – Shutdown – bezeichnet. Die Begrifflichkeiten ändern sich, die Herausforderung, die diese Pandemie an unsere Gesellschaft stellt, besteht noch immer. Es ist ein ewiges auf und ab, hin und her. Fast könnte man daran verzweifeln.

Anders als noch im ersten Shutdown, kann ich dieses Mal meine Lernberatungen anbieten. Erkenntnisse über das Virus haben ergeben, dass Abstand, Handhygiene, Lüften, Desinfektion und Hygienemasken eine Beratung sicher machen. Eine anfängliche Skepsis meinerseits, was das Maskentragen anbelangt, konnte ich ablegen. Es war ermüdend zu Beginn, aber nur so lange bis mein Gehirn sich an die neue Situation angepasst hat. Anstatt auf die Gesichtsmimik, achte ich automatisch mehr auf den Körperausdruck und den Augenausdruck. Eine neue Erfahrung und ebenso eine Schulung für die Zukunft. Sollten wir wieder ohne Hygienemasken physischen Kontakt haben können, habe ich einen erweiterten Beobachtungsschatz und werde diesen einsetzen können. Meine jungen Kund*innen haben sowieso keine Probleme. Sie gehen unbeirrt durch das Leben und lassen sich von solchen Nebensächlichkeiten wie Hygienemasken nicht in ihrer Entwicklung hemmen.

Dank der vielen Zeit und Mühe die ich letzten Frühling in meine Blogs investiert habe, haben in den letzten Monaten viele Menschen den Weg in meine Beratungspraxis gefunden. Sie konnten mich über meine Blogbeiträge im Vorfeld bereits etwas kennenlernen und erste Grundlagen über die Evolutionspädagogik® erfahren. Dies ist etwas, was ich nie in diesem Umfang erwartet hätte. Dies zu erleben, hat mich unglaublich beeindruckt und beseelt. Gleichzeitig ist es mir ein Ansporn nicht aufzugeben und den geweckten Erwartungen gerecht zu werden.

Die neuen Hürden in meinem Alltag bestehen nun darin, die Beratungen mit meinen Blogs zeitlich unter einen Hut zu bringen. Obwohl ich gerne schreibe und es mir leicht fällt, ist es dennoch zeitintensiv. Momentan habe ich zu akzeptieren, dass die Tätigkeit in der Beratungspraxis im Zentrum steht und die Schreibzeit etwas hinten an stehen muss. Quasi das Gegenteil von letztem Frühling. Aber wer weiss schon, wie es nächsten Frühling aussehen wird. Mir darüber Gedanken zu machen ist vergeudete Zeit.

Ich spüre deutlich, dass es nun wichtig ist, den Menschen zu begegnen. Es gibt, trotz Pandemie, sichere Möglichkeiten sich zu treffen, auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu finden. Wir sind soziale Wesen, dafür geschaffen uns an unserem Gegenüber zu spiegeln, unsere Position in der Gruppe zu finden und Meinungsverschiedenheiten von Angesicht zu Angesicht auszutragen. Dies macht uns aus, das gibt uns Sicherheit und lässt uns wachsen. Keine*r sollte alleine sein und es gilt mit Verstand und Vernunft Lösungen zu finden, um niemanden im Stich zu lassen. Auch wenn es momentan Beschränkungen gibt, mit wie vielen Menschen und Haushalten man sich treffen darf, heisst dies nicht, dass man niemanden treffen darf. Im Gegenteil, ein Treffen kann dadurch auch an Gewicht und Exklusivität gewinnen. Ich sehe dich, ich treffe dich und nehme mir Zeit für dich! Gleichzeitig hilft ein gemeinsamer Spaziergang gleichzeitig den Vitamin D-Tank zu füllen und stärkt das Immunsystem. Ein Schwatz mit dem Verkäufer, der Versicherungsberaterin am Telefon oder den Schulkindern auf dem Heimweg, nutzen wir den Moment der Begegnung und gestalten wir ihn positiv. Vergessen wir was sein könnte, schöpfen wir aus dem was wir haben.

Es ist allein der Moment der uns gehört.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 56

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Donnerstag, 7. Mai 2020

Heute ist freiwilliger Unterricht. Zumindest für zwei meiner Kinder. Die Lehrer*innen haben zwei Vorbereitungstage für den wieder startenden Präsenzunterricht erhalten. Es wurde den Schüler*innen frei gestellt, ob sie weiter am Schulstoff arbeiten wollen oder nicht. Bei uns wurde nicht lange diskutiert. Für mich war klar, dass mich nicht länger als nötig als Lernbegleiterin betätige. Zu gross wäre Kraftaufwand nebst all den Dingen, die ich sonst zu erledigen habe. Meine ausser Haus Tätigkeiten starten nächste Woche wieder und so habe ich mir ebenfalls zwei Vorbereitungstage verordnet, plus eine Erholungsphase, die ich nach diesen drei Fernunterrichts-Wochen dringend benötige. Auch die Kinder haben nicht lange überlegt. Das Pflichtbewusste war bereits in den Startlöchern und kramte Aufgabenblätter hervor, als das Kreativdenkende über all die Möglichkeiten zu referieren begann, welche zwei vogelfreie Tage zu bieten haben. Seither habe ich die beiden nur beim Zmittag gesehen.

Stopp, das stimmt so nicht ganz.

Es gab da noch eine Stunde, die wir nach dem Mittagessen gemeinsam im Garten auf der Bank, vor unserem neu installierten Wildbienenkasten, verbrachten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Tagen, Wochen, Monate….Jahre (?) einmal so lange (oder überhaupt einmal?!) friedlich mit den beiden irgendwo gesessen und dabei kleinen Tieren bei der Arbeit zugesehen habe. Dabei haben wir gesprochen und nachgedacht. Es gab in diesem Gespräch philosophische Gedanken, naturpädagogische Fragen und Antworten und auch längere Diskussionen rund um die Familienhistorie.

Als wir dann nach einer Stunde auseinander gingen, hatte ich ein äusserst wohliges Gefühl in meiner Bauchgegend. Eigentlich war es auch eine Art Unterrichtsstunde, die wir da im Garten hatten. Unterrichtstunden gab es in den letzten Wochen einige. Keine davon hatte aber so zufriedenstellend geendet. Meist hatten wir zwar das befreiende Gefühl, etwas abgearbeitet zu haben, aber es fühlte sich nie wirklich befriedigend an. Dieses mal war es komplett anders. Wir konnten zwar nichts abhacken und es blieben viele Fragen offen, aber wir gingen gestärkt auseinander.

Ich freue mich so sehr, ab nächster Woche zu Hause einfach wieder nur Mutter sein zu dürfen und wünsche mir, dass solche Momente weiterhin Teil davon sein werden.

Gartenmandala by Sa

Dieser Beitrag habe ich draussen auf der Terrasse geschrieben, derweil zwei Kreative das Plantschbecken aus dem Keller geschleppt, aufgepumpt und mit Wasser gefüllt haben. Gleich danach, wurde sämtlicher Playmobilbesitz (ein Universum!) nach Draussen geschleppt und nun entsteht eine (zugegeben) unglaubliche Playmobilwelt. Natürlich war der Preis für diese ruhige Redaktionszeit, dass ich diese Betriebsamkeit ignoriert habe und mir bewusst bin, dass ich es bin, die am Abend die Kinder zum Aufräumen motivieren muss……….bzw. schlussendlich selber aufräumt.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 47

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 28. April 2020

Pro Konsensfindung

Eine Demokratie in der nicht gestritten wird, ist keine.

Helmut Schmidt

Als ich heute Morgen das Radio einschaltete und die Nachrichten hörte, liess mich folgender Beitrag aufhorchen. Wie darin berichtet wird haben die diesjährigen Maturant*innen eine Petition lanciert, bei welcher sie fordern, dass in diesem Jahr keine Maturitätsprüfungen stattfinden sollen (die Petition ist unter change.org online zu finden). Zu gross sei die Angst vor Ansteckung, die ungleichen Bedingungen in der Prüfungsvorbereitung in den letzten Wochen und die hohe Belastung in der Krise. Dagegen hält der Präsident des Schweizerischen Arbeitsgeberverbands, Valtentin Vögli, dass es von den zukünftigen Akademiker*innen etwas anderes erwartet, als dass sie, “den Weg des geringsten Widerstandes gehen”.

Ich möchte hier gar nicht auf diese beiden Positionen eingehen. Wobei sich bei mir schon die Frage stellt, weshalb Lehrabschlussprüfungen dieses Jahr nicht schriftlich, sondern nur praktisch erfolgen und bei der Maturität dagegen Prüfungen mit Anwesenheitspflicht stattfinden sollen.

Vielmehr finde ich es sehr passend, dass mir diese Diskussion eine wunderbare Möglichkeit gibt, einen Bogen zu meinem Beitrag von Gestern zu spannen. Ich schrieb darin von meiner Hoffnung, dass sich das Schulsystem für neue Perspektiven offen zeigt. Diese entstehen vollkommen natürlich, sozusagen evolutiv, nach jeder herausfordernden Lebenssituation, denn die Gegebenheiten danach sind nicht mehr die selben wie zuvor. Es wäre schade, wenn man daraus keine Wachstumsmöglichkeiten (neue Erfahrungen auswerten und Bewährtes weiterhin umsetzen) ergreifen würde.

Ist es denn nun eine Lösung, den verunsicherten (und natürlich auch Chancen auslotenden, wir waren schliesslich alle mal jung) Maturant*innen vorzuwerfen, sie nehmen ihre Verpflichtung nicht war, für die Wirtschaft ein (erstes) Opfer zu erbringen? Wo kommt man den hin, wenn zukünftige Akademiker*innen bereits vor der Reifeprüfung eigene Gedanken und Meinungen haben. Wer in irgendeiner Art Erziehungserfahrung sammeln konnte, hat bestimmt erlebt, dass Drohgebärden, Erpressen und Druck nur unschöne Situationen erzeugen und in keinem Fall eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten. Die bewährte direkte Demokratie der Schweiz wäre eine gute Leitlinie, wie eine Konsensfindung funktioniert. Wobei diese im Fall der Maturant*innen, auch die Frage aufwirft, welche Möglichkeiten die Jugend in unserem politischen System derzeit überhaupt haben. Wie dem auch sei, anstatt eine Einigung auf Augenhöhe zu verhandeln, wird mit Druck und Drohgebärde gearbeitet. Schade, denn genau so geht die Möglichkeit verloren, gemeinsam eine der Situation angemessene und nachhaltige Lösung zu generieren und gleichzeitig den Grundstein für eine verantwortungsvolle nachkommende Generation zu legen. Bei der im übrigen auch die Wirtschaft profitieren könnte.

Kann friss oder stirb eine Lösung sein?

Homeschooling- ein Tagebuch – Tag 41

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Mittwoch, 22. April 2020

Ich habe heute viel gelernt. Nach Monaten habe ich herausgefunden, wie man auf meinem Handy Sprachnachrichten im Whatsapp verschickt. Es war heute einfach nötig. Ich weiss nun, wie man selber Zoom-Meetings erstellt. Das zu tun war heute einfach nötig. Schulfreie Mittwoch Nachmittage sind Gold wert. Es der heutige war sehr nötig.

Viele Lernerfahrungen werden momentan aus der Notwendigkeit heraus gemacht, einfach weil sie nötig sind.

Wenn um 21.00 Uhr erst Zeit da ist, um einen Blogbeitrag zu schreiben, dann muss der Tag ohne diesen auskommen. Das ist jetzt einfach nötig.

Ich melde mich morgen in neuer frische. Versprochen, denn normalerweise habe ich das schreiben hier sehr nötig.

Es gab Zeiten, da konnte man in den Tag hinein leben.