Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 56

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Donnerstag, 7. Mai 2020

Heute ist freiwilliger Unterricht. Zumindest für zwei meiner Kinder. Die Lehrer*innen haben zwei Vorbereitungstage für den wieder startenden Präsenzunterricht erhalten. Es wurde den Schüler*innen frei gestellt, ob sie weiter am Schulstoff arbeiten wollen oder nicht. Bei uns wurde nicht lange diskutiert. Für mich war klar, dass mich nicht länger als nötig als Lernbegleiterin betätige. Zu gross wäre Kraftaufwand nebst all den Dingen, die ich sonst zu erledigen habe. Meine ausser Haus Tätigkeiten starten nächste Woche wieder und so habe ich mir ebenfalls zwei Vorbereitungstage verordnet, plus eine Erholungsphase, die ich nach diesen drei Fernunterrichts-Wochen dringend benötige. Auch die Kinder haben nicht lange überlegt. Das Pflichtbewusste war bereits in den Startlöchern und kramte Aufgabenblätter hervor, als das Kreativdenkende über all die Möglichkeiten zu referieren begann, welche zwei vogelfreie Tage zu bieten haben. Seither habe ich die beiden nur beim Zmittag gesehen.

Stopp, das stimmt so nicht ganz.

Es gab da noch eine Stunde, die wir nach dem Mittagessen gemeinsam im Garten auf der Bank, vor unserem neu installierten Wildbienenkasten, verbrachten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Tagen, Wochen, Monate….Jahre (?) einmal so lange (oder überhaupt einmal?!) friedlich mit den beiden irgendwo gesessen und dabei kleinen Tieren bei der Arbeit zugesehen habe. Dabei haben wir gesprochen und nachgedacht. Es gab in diesem Gespräch philosophische Gedanken, naturpädagogische Fragen und Antworten und auch längere Diskussionen rund um die Familienhistorie.

Als wir dann nach einer Stunde auseinander gingen, hatte ich ein äusserst wohliges Gefühl in meiner Bauchgegend. Eigentlich war es auch eine Art Unterrichtsstunde, die wir da im Garten hatten. Unterrichtstunden gab es in den letzten Wochen einige. Keine davon hatte aber so zufriedenstellend geendet. Meist hatten wir zwar das befreiende Gefühl, etwas abgearbeitet zu haben, aber es fühlte sich nie wirklich befriedigend an. Dieses mal war es komplett anders. Wir konnten zwar nichts abhacken und es blieben viele Fragen offen, aber wir gingen gestärkt auseinander.

Ich freue mich so sehr, ab nächster Woche zu Hause einfach wieder nur Mutter sein zu dürfen und wünsche mir, dass solche Momente weiterhin Teil davon sein werden.

Gartenmandala by Sa

Dieser Beitrag habe ich draussen auf der Terrasse geschrieben, derweil zwei Kreative das Plantschbecken aus dem Keller geschleppt, aufgepumpt und mit Wasser gefüllt haben. Gleich danach, wurde sämtlicher Playmobilbesitz (ein Universum!) nach Draussen geschleppt und nun entsteht eine (zugegeben) unglaubliche Playmobilwelt. Natürlich war der Preis für diese ruhige Redaktionszeit, dass ich diese Betriebsamkeit ignoriert habe und mir bewusst bin, dass ich es bin, die am Abend die Kinder zum Aufräumen motivieren muss……….bzw. schlussendlich selber aufräumt.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 20

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Heute morgen beim aufwachen galt der der erste Gedanke diesem Blog. Er braucht definitiv etwas mehr Fröhlichkeit. Die letzten Blogs waren eher düster wie ich finde. Eigentlich passt das so gar nicht zu mir und meiner Familie. Zwar ist es bei uns momentan (wie wohl bei den meisten) so, dass die Gefühle Achterbahn fahren und manchmal fast im Minutentakt ändern, aber eigentlich ist die Stimmung meistens positiv und es geht uns gut. Beim Schreiben war ich in den letzten Tagen in einer nachdenklichen Verfassung. Das möchte ich mit dem heutigen Post ändern. Ich verrate euch (m)ein Universal-Gutelaune-Rezept und erinnere mich damit gleichzeitig daran es anzuwenden!

Einer der Slogans der Evolutionspädagogik lautet “VOM MÜSSEN ZUM DÜRFEN”. Ich habe in der Ausbildung zur Lernberaterin vieles oft hören und lesen müssen, bis es mir einleuchtete. Nicht so bei diesem Grundsatz. Ich spürte in dem Augenblick als ich ihn zum ersten Mal hörte, welches Potential in der Umsetzung dieser Weisheit steckt. Heute ist es das, was ich tagtäglich einsetze und anwende.

Wie ich in einem vorgängigen Blogbeitrag (hier) bereits schrieb, benötigen wir ein stressfreies Gehirn, um Situationen erfolgreich zu meistern und Neues dazuzulernen. Etwas zu MÜSSEN bedeutet für unser Gehirn “Vorsicht es wird stressig”. Wir blockieren damit unser Denken und nehmen uns dabei die Möglichkeit unsere vielfältigen “Denkressourcen” auszunutzen. Wir nutzen dann lediglich die für Krisensituationen vorgebahnten Strategien, was sehr schade ist, denn es besteht ja keine Krise. Reden wir dagegen von DÜRFEN, dann ermöglichen wir unserem Denken sich zu entfalten. Wir geben uns Raum für Entfaltung und Kreativität.

Versucht es und ihr werdet sofort spüren was ich meine.

“Ich muss kochen” – “Ich darf kochen”
“Ich muss in die Schule/zur Arbeit” – “Ich darf zur Schule/Arbeit”

Wer das ganze noch steigern möchte, der wendet “VOM MÜSSEN ZUM DÜRFEN” in der Kommunikation mit seinen Mitmenschen an.

Wer Kinder hat, der wird Verblüffendes erleben. Zugegeben es tönt gewöhnungsbedürftig. Das Wort “dürfen” kann auch weggelassen werden. Hauptsache das Wort “müssen” fällt nicht.

“Du musst noch Hausaufgaben machen” – “Du darfst Hausaufgaben machen”
“Du musst mir in der Küche helfen” – “Du darfst mir in der Küche helfen”

Wenn das Kind, der Mitmensch nicht dafür entscheidet, dann bleibt es dabei. Einfach abwarten. Die neue Kommunikation ist zu Beginn für alle gewöhnungsbedürftig, aber reduziert Stress und Druck und wird sich zum Schlüssel für eine gewaltfreie und wertschätzende Kommunikation erweisen. Ganz bestimmt!

Vielleicht mögt ihr mir eure Erfahrungen mitteilen? Was hat sich bei euch verändert?