Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 36

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Freitag, 17. April 2020

Es könnte gut sein, dass ich mich täusche, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass heute bei allen ein leichtes Aufatmen spürbar ist. Meine Gefühle dazu sind ambivalent, obwohl ich zugeben muss, dass auch ich mich etwas gelöster fühle. Andererseits ist es ja noch überhaupt nicht ausgestanden und die nächsten Wochen müssen sich weiterhin alle an die Massnahmen halten, damit die Fallzahlen niedrig bleiben. Wenn uns da mal nicht der Schnauf ausgeht.

Zum ersten Mal seit 5 Wochen bin ich heute einkaufen gefahren. Bisher hat dies ja mein Mann erledigt, der momentan als einziger ausser Haus tätig ist. Aber der zusätzliche Aufwand war für ihn eine Belastung und da wir eh nur einmal in der Woche einkaufen, ist es wirklich vertretbar, dass ich dies nun wieder übernehme. Eher aussergewöhnlich war, dass ich ins Migros gefahren bin. Da wir seit letztem Herbst unverpackt einkaufen, war ich bis vor Corona, meist in Läden mit entsprechendem Angebot unterwegs. So war ich irgendwann im Februar zuletzt in einem Migros. So war alles sehr ungewohnt für mich und mit meiner mischformigen Gehirnstruktur zusätzlich herausfordernd. Aber ich habe es geschafft. Wir haben es geschafft. Meine jüngste Tochter war als Unterstützung dabei. Somit war ich auch in meiner Vorbildfunktion als Mutter gefordert. Wie hält man die Hygienemassnahmen beim einkaufen ein und gefährdet unwissentlich keine Mitmenschen. Gemeinsam haben wir unser Verhalten überprüft, besprochen welcher Abstand eingehalten werden muss und über die Massnahmen diskutiert (wieso können keine Socken gekauft werden, wohl aber Kosmetik). Wir haben auch das Verhalten anderer beobachtet und unser eigenes hinterfragt. Wenn ich da an die Hygieneregeln meiner Kindheit denke, dann kann ich kaum fassen, womit sich mein 9-jähriges Kind auseinandersetzen muss. Obwohl, vielleicht wird es für sie auch zur blassen Erinnerung? So wie für mich heute der Mauerfall, der Kalte Krieg oder Tschernobyl. Wobei es wohl eher zur Selbstverständlichkeit wird. Die saisonalen Grippenviren sind echt arm dran nächsten Winter.

Für einen grossen Lacher bei einer Verkäuferin sorgten wir, als ich nach der Handdesinfektion beim Ausgang zur Tochter meinte, wenn sie sich im Gesicht kratzen möchte, dann wäre JETZT der richtige Zeitpunkt dafür. So schwierig die Situation ist, es ist ein schönes Gefühl, es gemeinsam schaffen zu können.

Vorratsschrank im Unverpackt-Haushalt

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 35

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Donnerstag, 16. April 2020

Zwei Wünsche habe ich für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass der Bundesrat Alain Berset seine Corona-Erfahrungen in Buchform der Nachwelt hinterlässt oder ich die Gelegenheit erhalte, ihn bei einem Nachtessen befragen zu können. Es reicht mir vollkommen, wenn nur ein Wunsch in Erfüllung geht. Ich habe auch keine Prioritäten. Obwohl vielleicht hätte ich von einem Buch länger etwas davon und anstatt einem Nachtessen könnten wir uns an den nächsten (oder auch übernächsten) Filmtagen zu einem kurzen Apéro treffen. Egal. Es ist ein unglaublich verantwortungsvoller Job und ich finde, er macht das gut. Wie wir alle anderen auch. Dies meine Gedanken zur heutigen Pressekonferenz des Bundesrates.

Meine Kinder haben derweil aufgeatmet. Ein Stück neue, alte Normalität ist in greifbarer Nähe. Noch drei Wochen ausserschulischer Unterricht und dann könnte es am 11. Mai 2020 im Schulhaus weitergehen. Wenn, denn…..nun wir sind optimistisch. Ich selber bin froh, haben wir etwas Vorlauf. Es wird eine Herausforderung werden, uns wieder langsam an alles heranzutasten. Gewisse Einschränkungen, Massnahmen, Vorgaben bleiben ja noch (lange) erhalten und diese gilt es nun im neuen, alten Alltag einzugliedern und umzusetzen. Ein – einfach wieder in die Schule gehen – , wird es nicht geben. Ein Wiedereinstieg in den Schulalltag, nach so einen abrupten und unerwarteten Schulunterbruch, wird Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen zusätzlich fordern. Das meine ich nicht nur auf die Gesundheitsmassnahmen bezogen. Auch wenn die meisten glimpflich davon gekommen sind, haben sich alle durch diese Krise individuell verändert und entwickelt. Diese Gruppen- und Individualprozesse benötigen Raum und Zeit, bevor neue Lernerfahrungen möglich sind. Es ist aber eine grosse Chance und ein noch grösseres Glück, dass vor den Sommerferien positive Erfahrungen mit der Klasse und im Unterricht gemacht werden können und dann ein gemeinsamer Abschluss vom Schuljahr stattfinden kann.

Gefühlswelt mit Salzstängeli übermittelt

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 34

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Mittwoch, 15. April 2020

Wir sind nach Ostern direkt in die Frühlingsferien übergegangen. Die Tagesstruktur hat sich etwas gelockert und alle gehen ihren Interessen nach. Es fühlt sich gut an. Das Wetter ist gut und unser Garten verlangt nach viel Aufmerksamkeit. Wir hatten im Januar beschlossen, dass wir dieses Jahr im Sommer nicht wegfahren und die Zeit dafür in den Garten investieren. Die Kinder sind bereits seit letztem Jahr (oder sogar dem vorletzten) dem Trampolin, dem Sandkasten und dem Spielhaus entwachsen. Ursprünglich war ein Biotop geplant, aber diese Pläne haben wir, als Corona unser Leben auf den Kopf gestellt hat, auch über den Haufen geworfen. Es werden nun zwei Hochbeete, einen neuen Zaun, ein umstrukturierter Brätelplatz und ein neuer, mit einer Laube überdachter Sitzplatz. Mir fehlt sonst im Alltag die Zeit und Kraft, um oft im Garten tätig zu sein. Nun kommt es mir sehr gelegen. Die körperliche Betätigung und die frische Luft tun gut. Am Abend ist immer etwas Neues entstanden und das ergibt dann eine wohlige Zufriedenheit. Ich glaube, den Kindern tut es auch gut, mich Draussen beschäftigt zu sehen und derweil meinen Argusaugen im Haus entgehen zu können.

Ab und an ertappe ich mich beim Gedanken, dass es noch ein Weilchen so bleiben könnte. Aber ab nächster Woche beginnt wieder der Unterricht und wird wieder unseren Alltag bestimmen.

Homeschooling – meine Gedanken dazu – Tag 33

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 14. April 2020

Es gibt in der Schweiz Familien, die ihre Kinder auch in Zeiten ohne Corona zu Hause unterrichten. Sie haben das aus vielfältigen Gründen entschieden. Es fasziniert mich, aber darüber möchte ich heute nicht schreiben. Ich finde es vielmehr interessant, dass sich von diesen Familien manche zu Wort gemeldet haben und drauf bestehen, dass der derzeitige Unterricht, den die meisten Kinder derzeit gezwungenermassen erhalten “Fernunterricht” und nicht “Homeschooling” (Hausbeschulung) genannt werden soll. Mein erster Gedanke dazu war, was erlauben die sich? Wieso sollte “unser” Unterricht nicht Homeschooling genannt werden dürfen? Wir geben ja schliesslich unser Bestes unter erschwerten Umständen!

Ich las dann folgende Argumente zu Homeschooling vs Fernunterricht:

Passiert nicht in Isolation

Ist nicht ausschliesslich online

Beinhaltet Aktivitäten der echten Welt und soziale Ereignisse (Musikunterricht, Sport im Verein, Chor, Kooperationen, usw.)

Basiert auf den Interessen des Kindes und der Eltern

Passiert im eigenen Lerntempo des Kindes

Zusätzlich bin ich auf diesen Satz gestossen:

Bitte gründe deine Meinung über Homeschooling nicht auf “Quarantäne Schooling”. Es ist nicht das Selbe.

Da ging mir ein Licht auf. Mit etwas Distanz ist es nämlich vollkommen logisch, dass man sich die Erfahrung von Leuten, die etwas schon länger tun, zu nutzen macht. Diese Chance möchte ich unbedingt nutzen! Denn natürlich wird unser “Qarantäne Schooling” (welches auch Homeschooler während Corona ein Stück weit führen müssen), nie “richtiges” Homeschooling werden. Aber es wird auch kein reiner “Fernunterricht” bleiben dürfen, wenn er unseren Kindern etwas bringen soll.

Schlussendlich denke ich, dass wir und unsere Kinder unter den aktuellen Umständen erst etwas lernen werden, wenn wir uns von der Vorstellung des “einfach Daheim” weitergeführten Unterrichts lösen. Es kann keine Lösung sein etwas, was im Schulhaus funktioniert, einfach auf zu Hause umzumünzen. Kreativität, Mut und Vertrauen sind jetzt besonders gefragt, denn es benötigt individuelle Lösungen. Die Grundlage dazu sind tragfähige Beziehungen in alle Richtungen, zwischen Schulleiter*innen, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen.

Was sind also meine persönlichen Ziele für die kommende Schulzeit:

  • Ich bin mit meinen Kindern und ihren Lehrer*innen in einem positiven und wertschätzenden Dialog
  • Ich unterstütze jedes Kind dabei, sein eigenes Zeitfenster für den Lernerfolg zu finden
  • Ich ermutige und unterstütze, aber überlasse die Verantwortung dem Kind
  • Es ist eine Ausnahmesituation und wir geben alle unser Bestes. Unser Leben hängt nicht von der schulischen Leistung während dieser Zeit ab. (Was es ja auch sonst nicht tut).
  • Die Welt wird danach nie wieder dieselbe sein. Wir und unsere Erfahrungen werden sich mit ihr gewandelt haben. Das alles passiert jetzt und gehört zu den Lernerfahrungen dazu. Es ist genauso wichtig, wie der restliche Schulstoff, braucht entsprechende Ressourcen und Wertschätzung.
Eine schöne Ferienerinnerung – Tauben füttern im Tessin

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 28

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Gründonnerstag, 9. April 2020

Ostern steht bevor. Wir sind gerüstet. Länger dauernde Feiertagsperioden bedeuten bei uns von je her viel gemeinsame Zeit, die wir draußen in der Natur oder im Garten verbringen. Wir nutzen meist auch die Gelegenheit kleinere oder auch grössere Projekte anzupacken. So wird es auch dieses Mal sein. Das beruhigt.

Anders wird aber sein, dass wir keine Gottesdienste besuchen und dass auch keine Familienfeste stattfinden. Beides ist nicht bei jedem Familienmitglied gleich beliebt und so könnte man meinen, dass das dieses Jahr Freude aufkommen könnte, dass keine “Pflichtanlässe” stattfinden. Dem ist aber nicht so. Jeder hier würde sich sofort “normale” Ostern wünschen. Bleibt die Hoffnung, auf nächste Ostern und für die Zukunft dann die Dankbarkeit, dass Pflicht Segen sein kann.

Süsses wird uns traditionsgemäß das Fest versüssen

Bei den letzten Osterbesorgungen, die eine längere Autofahrt bedeuteten und deshalb ein Highlight für die Kinder waren, fuhren wir auf dem Rückweg meiner Mutter vorbei. Die Jüngste meinte kurz vor der Ankunft: “Ich werde mich so fest zusammenreißen müssen, dass ich dem Grosi nicht in die Armen falle.” Da fehlen einfach die Worte. Allerdings, ist es ja auch ein gefühlsmäßiges in die Arme fallen, wenn ein Kind so etwas ausspricht und mit Gold nicht aufzuwiegen. Eine Umarmung wird in Zukunft nie mehr beiläufig passieren. Was für ein Geschenk.

Da ich meinen täglichen Blogpost auch als “Arbeit” ansehe, habe ich mir vorgenommen, über Ostern eine Pause zu machen. Mein Körper und meine Seele zeigten mir die letzten Tage deutlich, dass dies nötig ist. Allerdings werde ich täglich ein Foto und einen Satz aus dem Buch “260 starke Sätze aus der Evolutionspädagogik”, von Ludwig Kroneberg und Silke Gramer-Rottler, einstellen. All jenen denen die tägliche Routine des Bloglesens ein Halt im Alltag ist, soll dieser nicht genommen werden. Vielleicht mögt ihr mir dann eure Gedanken zu dem Satz mitteilen?

Schöne Ostertage und bliebt gesund!

Die Natur gibt Ruhe und Kraft

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 26

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 7. April 2020

Wir bewegen uns alle ausserhalb der “Comfort zone”, deshalb wird grad viel Neues gesäht, das wachsen wird oder schon wächst.

So wie Igor Levit jeden Tag um 19.00 Uhr auf Twitter/Instagram live einfach auf seinem Klavier los spielt, so schreibe ich jeden Tag einfach darauf los. Blog schreiben war schon lange etwas was ich machen wollte, aber es fehlte dann immer die Zeit oder ich machte mir ewig lange Gedanken, was ich denn gescheites schreiben könnte. Wenn ich es dann mal geschrieben hatte, dann las ich es x-mal durch und war dann doch nicht zufrieden, um es online zu stellen. Das ist nun anders. Seit 26 Tagen schreiben ich jeden Tag etwas. Meist in den einzigen ruhigen Minuten des Tages, manchmal auch ohne Ruhe. Eigentlich immer bin ich müde und häufig habe ich keine Ahnung was ich schreiben werde. Wenn ich dann mal einen Plan habe, dann wird dieser während dem Schreiben ziemlich sicher über den Haufen geworfen. Eines weiss ich aber auf sicher, es wird nur schwieriger wieder rein zu kommen, wenn ich einen Tag auslasse.

Heute war die Versuchung gross, hier einfach “Migräne” rein zu schreiben und mich wieder raus zu schleichen. Zudem war die Stimmung bei uns im Hause zum ersten Mal am kippen. Wir sind uns nicht mehr genug. Es fehlen Aussenreize und Gleichgesinnte, nicht nur Kernfamilienangehörige. Ich bin wie jedes Jahr frühlingsmüde und es fehlt die Kraft ausgleichend tätig zu sein. Wenn dies aber unser persönlicher Tiefpunkt in der gesamten Coronazeit wäre, dann würde ich diesen sofort als solchen annehmen. Denn geht uns dennoch gut! Wir können anderen Freude bereiten (es hat noch nie so viel Spass gemacht Osterhase zu spielen), uns gegenseitig aufmuntern und verpassen tun wir in der Welt da draussen auch nichts. Kein FoMO (Fear of missing out). Es wird aber deutlich, dass die “spannende” Anfangszeit nun vorbei ist. Wir befinden uns nun im (nicht selbst gewählten) Alltag.

Alltag bedeutet Routine. Routinen und Automatismen, ermöglichen uns körperlich und geistig Energie zu sparen, um sie dann anderweitig einzusetzen zu können. Die Kinder sind mir, dank ihrer altersbedingten Anpassungsfähigkeit, voraus. Sie haben bereits neue Energie, die sie einsetzen wollen. Seien wir also gespannt, wie es weitergeht.

Kleine Liebesbekundung im Alltag

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 25

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Montag, 6. April 2020

Beim Frühstück kam das Gespräch auf, wie es mit der Schule wohl nach den Frühlingsferien weitergehen würde. Die Jüngste hörte zu und meinte dann ” Ig bi uf aues gfasst.” Dem war dann auch nichts mehr hinzuzufügen.

Passend dazu, kam später per KLAPP von der Schulleitung der Primarschule das “Rahmenkonzept Fernunterricht”. Alle Eltern (und Schüler), denen reglementierte Vorgaben und Strukturen Halt geben, die werden nun aufatmen. Es gibt Richtzeiten für die Fernlernzeit pro Tag, es wird Online-Unterricht angekündigt und dass es keine Prüfungen geben, aber dennoch ein Zeugnis geben wird. Die, die eher von der spontanen und flexiblen Sorte sind, die werden jetzt vielleicht eher mit Besorgnis dem Unterrichtsbeginn nach den Ferien entgegensehen, denn es wird angekündigt, dass nun auch neue Stoffinhalte erarbeitet und vermittelt werden.

Etwas ist gewiss. Einmal mehr, wird sich zeigen, dass es keine Schule gibt, die allen gerecht wird. Und das ist nicht nur wegen Corona so, sondern das ist auch sonst der Fall. Es gibt immer Gewinner*innen und Verlierer*innen.

Was ich mir aber wünschen würde. Wäre, dass jede*r versucht das Beste daraus zu machen. Es ist immer einfach, dem Schulsystem, den Lehrpersonen, der Schulleitung, dem Corona Schuld zu geben. Es ist jetzt wie nie zu vor eine einmalige Chance Neues auszuprobieren und wenn etwas nicht klappt, das offene und ehrliche (!) Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Das schliesst natürlich auch das eigene Kind mit ein.

Zudem möchte ich dem kantonalen Volkschulamt für die Erarbeitung der Zeugnislösung vorschlagen, bei ALLEN Schüler*innen im Zeugnis zu vermerken, was für außergewöhnliche Leistungen, unter außergewöhnlichen Umständen im Corona-Halbjahr geleistet wurden.

Das wäre dann so ähnlich wie beim bedingungslosen Grundeinkommen. Jede*r bekommt unvoreingenommen Dank und Wertschätzung. Und gerade die Kinder haben schon allein durch das zu Hause bleiben, unfassbar viel für die Gesellschaft geleistet.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 24

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Sonntag, 5. April 2020

Wir singen “Für immer uf di”

Wir haben heute um 10.45 Uhr zum 4. Mal vor dem Radio gesessen und “Für immer uf di” gesungen. Wir werden immer wie Text sicherer.

Bei meinem täglichen kurzen Spaziergang im Quartier, habe ich die erste Rauchschwalbe des Jahres gesehen. Was für eine Freude.

Der Nachmittag im Garten wurde dann von der Frage überschattet, weshalb es nötig ist, trotz eindringlicher Bitte des Bundesrates es nicht zu tun, auf dem Töff zu steigen und durch die halbe Schweiz zu fahren. Es ist gerade schwierig, den drei Kindern, die das Haus seit 24 Tagen nicht verlassen haben, begreiflich zu machen, dass jeder selber für sich entscheiden darf. Noch. Wenn ich nämlich in den Nachrichten höre, dass ganze Pässe wegen grossem Andrang geschlossen werden mussten, dann bin ich mir heute schon sicher, dass wir an Ostern keine freie Entscheidung mehr haben werde, ob wir überhaupt das Haus verlassen dürfen oder nicht.

Wir leben seit über 10 Jahren an dieser Hauptstrasse und ich hätte nie gedacht, dass wir es einmal erleben werden, durch die Woche kaum Strassenverkehr zu haben und dafür am Sonntag das x-fache.

Bei den vielen Cabriolet Fahrern, sind wir mal davon ausgegangen, dass es Ärzt*innen sind, die auf dem Heimweg vom Dienst, noch etwas Luft schnappen wollten.

Für Willi Ritschard war es schon für lange Zeit klar. Ich merke das erst jetzt.

Und noch etwas positives: Wer jeden Tag etwas schöne Entspannung möchte, dem empfehle ich jeden Tag um 19.00 Uhr, die Wohnzimmerkonzerte des Pianisten Igor Levit. Ihr findet sie auf Twitter oder in der Instagram Story.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 23

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Samstag, 4. April 2020

Ostern und Weihnachten auf einmal

Normalerweise kaufen wir keine Bücher. Alles was wir an Lese- und Hörstoff benötigen, holen wir in der Bibliothek Langenthal. So waren wir eine Woche vor dem Lockdown noch dort und haben davon profitiert, dass es die Möglichkeit gab, die doppelte Menge als sonst auszuleihen (Die Bibliotheksleitung ist wohl genau so Distopie-Fachkundig wie ich). Das ist nun aber schon ein Monat her und so langsam hat es sich ausgelesen und alle CDs sind gehört .

Um die Stimmung hoch zu halten, haben wir deshalb beschlossen das Taschengeld (das häuft sich mangels Ausgabemöglichkeit sowieso grad an) mit Osterzuschlag in Bücher und Hörbücher zu investieren.

Im Verlaufe der Woche hatten wir beim Bücher Lüthy in Solothurn, eine Bestellung in Auftrag gegeben. Heute war der langersehnte Tag und alles konnte (via Zwischenstation Stadt Chäsi) in Solothurn abgeholt werden.

Nun herrscht Glückseligkeit im Hause Fischer.

P.S. Die restliche Wunschliste wird hoffentlich für immer pendent bleiben. Ansonsten würde das bedeuten, das wir auch im Juni noch nicht in die Bibliothek können.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 21

Crossover-Bild über die Künstlerfreundschaft meiner jüngsten Tochter mit dem Streetartkünstler “Louane”/”The_Littlebrother”

Beim Nachtessen heute Abend seufzte ich und meinte, “Was soll ich nur heute im Blog berichten?” Da meinte die Erstgeborene: “Schreib doch, dass wir jeden Tag viel lernen und dass wir uns so wunderbar gegenseitig unterstützen und helfen.”

Genau! Wenn ich in als Erinnerung an die Corona-Zeit dereinst meine Blogbeiträge durchlesen werde, dann hoffe ich, dass ich bei Tag 21 ein paar sentimentale Tränchen verdrücke. Das wird der Zeitpunkt sein, an dem die wunderbaren Gemeinschaftsgefühle wieder hochkommen, die wir derzeit erleben. Wir haben alle viel Zeit für Gespräche, können unseren Kindern neues beibringen, neue Facetten voneinander kennen lernen und dennoch hat jede/r noch viel Freiraum, um eigene Ziele zu verfolgen. All das ist massenhaft vorhanden und kann verschwenderisch eingesetzt werden. Während im regulären Alltag (ich erinnere mich nur noch schwammig, wie kann das sein?!) immer ein Blick auf die Uhr dazugehört und die Kalkulation wie viel Zeit noch bleibt. Diese Entschleunigung, und das spüre ich sehr deutlich, schätzen die Kinder sehr.

Was tun wir, damit es auch danach so bleibt?

Sommer 2019 – Damals war die Welt noch belebt und wir suchten Ruhe auf dem Dach – Kettenreaktion 2019