Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 57

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Freitag, 8. Mai 2020

Inspirierende Lernerfahrung

Erklärungen und Hilfen rund ums Thema Lernen sind meine Spezialität. Ich beschäftige mich tagtäglich mit Lernprozessen und allem was dazu gehört. Praktisch daran ist, obwohl ich nicht zur Schule gehe, als Mensch dennoch ständig einem Lernprozess ausgesetzt bin. So werde ich mehr oder weniger ständig mit dem Thema konfrontiert. Es gilt dann auf der Hut zu sein und ein Bewusstsein zu entwickeln, um die Lernerfahrung in dem Moment zu erkennen. Das gelingt mir auch mal mehr oder weniger, denn wie in jedem Beruf oder jeder Tätigkeit, stellt sich dabei manchmal eine gewisse “Betriebsblindheit” ein. “Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht”, wie man so schön zu sagen pflegt.

Eben sass ich vor dem PC und habe auf YouTube live den aktuelle “Point du presse” des Bundesrates mitverfolgt. Ein grosser Teil der Pressekonferenz fand in französischer Sprache statt. Zuerst war ich genervt, weil es so für mich viel schwerer war die Informationen zu verstehen und gleichzeitig deren Hintergrund zu erfassen. Dann ertappte ich mich beim Gedanke wie sympathisch und was für ein guter Redner Bundesrat Alain Berset doch ist. Kurze Zeit später merkte ich, dass ich die Herausforderung angenommen hatte. Ich begann meine Fremdsprachenkenntnisse zu testen, was mir dann auch zunehmend Spass bereitete und zufriedenstellend klappte. Neben bei dachte ich mir auch, was für ein tolles Land die Schweiz doch ist und bewunderte mit welcher Selbstverständlichkeit die Teilnehmer dieser Pressekonferenz zwischen zwei Landessprachen hin und her wechselten. Zu guter Letzt ertappte ich mich beim Gedanken: “Wieso nicht öfters mal wieder meine Französischkenntnisse aktiv einsetzen und auffrischen?”

Wow, was ist denn da alles passiert?

Zuerst war mein Gehirn gar nicht bereit etwas lernen zu wollen. Ob es daran lag, dass den beiden Hirnhälften durch den Stress die Vernetzung fehlte? Bestimmt! Es ist etwas anderes, wenn man lediglich mit einem Ohr hinhören muss und die Informationen im vorbeigehen aufnehmen kann, als wenn man noch den Umweg “genau hinhören und dann noch den Fremdsprachenspeicher einschalten” einsetzen muss. Dafür musste erst einmal ein Gleichgewicht gefunden werden. Da halfen der sympathische Lehrer Bundesrat Berset, aber auch die Wissbegierde (ich wollte unbedingt die neusten Corona-Infos habe) mit. Damit stellte sich der Spass ein. Spass (oder auch dürfen bzw. es sich zu erlauben) ist “DIE Superkraft” um Gehirnleistung zu erbringen (hier schrieb ich bereits einmal dazu) . Schlussendlich gab es dann sogar noch eine Zusatzbelohnung in Form der Feststellung, dass es als Schweizerin absolut Sinn macht, eine weitere Landessprache zu erlernen und regelmässig zu üben. Das ist doch schon mal eine gute Voraussetzung für eine nächste Französischlektion.

Dieser Blogbeitrag entstand in vollkommener Ruhe und Konzentration. Die Dauer der Medienzeit der Kinder, lag dafür weit über der erlaubten Tagesmenge, was aber für einmal niemand bemängelte oder störte.

In der Komfortzone gibt es nichts was dich weiterbringt. Stell dich der Herausforderung!