Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 35

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Donnerstag, 16. April 2020

Zwei Wünsche habe ich für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass der Bundesrat Alain Berset seine Corona-Erfahrungen in Buchform der Nachwelt hinterlässt oder ich die Gelegenheit erhalte, ihn bei einem Nachtessen befragen zu können. Es reicht mir vollkommen, wenn nur ein Wunsch in Erfüllung geht. Ich habe auch keine Prioritäten. Obwohl vielleicht hätte ich von einem Buch länger etwas davon und anstatt einem Nachtessen könnten wir uns an den nächsten (oder auch übernächsten) Filmtagen zu einem kurzen Apéro treffen. Egal. Es ist ein unglaublich verantwortungsvoller Job und ich finde, er macht das gut. Wie wir alle anderen auch. Dies meine Gedanken zur heutigen Pressekonferenz des Bundesrates.

Meine Kinder haben derweil aufgeatmet. Ein Stück neue, alte Normalität ist in greifbarer Nähe. Noch drei Wochen ausserschulischer Unterricht und dann könnte es am 11. Mai 2020 im Schulhaus weitergehen. Wenn, denn…..nun wir sind optimistisch. Ich selber bin froh, haben wir etwas Vorlauf. Es wird eine Herausforderung werden, uns wieder langsam an alles heranzutasten. Gewisse Einschränkungen, Massnahmen, Vorgaben bleiben ja noch (lange) erhalten und diese gilt es nun im neuen, alten Alltag einzugliedern und umzusetzen. Ein – einfach wieder in die Schule gehen – , wird es nicht geben. Ein Wiedereinstieg in den Schulalltag, nach so einen abrupten und unerwarteten Schulunterbruch, wird Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen zusätzlich fordern. Das meine ich nicht nur auf die Gesundheitsmassnahmen bezogen. Auch wenn die meisten glimpflich davon gekommen sind, haben sich alle durch diese Krise individuell verändert und entwickelt. Diese Gruppen- und Individualprozesse benötigen Raum und Zeit, bevor neue Lernerfahrungen möglich sind. Es ist aber eine grosse Chance und ein noch grösseres Glück, dass vor den Sommerferien positive Erfahrungen mit der Klasse und im Unterricht gemacht werden können und dann ein gemeinsamer Abschluss vom Schuljahr stattfinden kann.

Gefühlswelt mit Salzstängeli übermittelt

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 25

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Montag, 6. April 2020

Beim Frühstück kam das Gespräch auf, wie es mit der Schule wohl nach den Frühlingsferien weitergehen würde. Die Jüngste hörte zu und meinte dann ” Ig bi uf aues gfasst.” Dem war dann auch nichts mehr hinzuzufügen.

Passend dazu, kam später per KLAPP von der Schulleitung der Primarschule das “Rahmenkonzept Fernunterricht”. Alle Eltern (und Schüler), denen reglementierte Vorgaben und Strukturen Halt geben, die werden nun aufatmen. Es gibt Richtzeiten für die Fernlernzeit pro Tag, es wird Online-Unterricht angekündigt und dass es keine Prüfungen geben, aber dennoch ein Zeugnis geben wird. Die, die eher von der spontanen und flexiblen Sorte sind, die werden jetzt vielleicht eher mit Besorgnis dem Unterrichtsbeginn nach den Ferien entgegensehen, denn es wird angekündigt, dass nun auch neue Stoffinhalte erarbeitet und vermittelt werden.

Etwas ist gewiss. Einmal mehr, wird sich zeigen, dass es keine Schule gibt, die allen gerecht wird. Und das ist nicht nur wegen Corona so, sondern das ist auch sonst der Fall. Es gibt immer Gewinner*innen und Verlierer*innen.

Was ich mir aber wünschen würde. Wäre, dass jede*r versucht das Beste daraus zu machen. Es ist immer einfach, dem Schulsystem, den Lehrpersonen, der Schulleitung, dem Corona Schuld zu geben. Es ist jetzt wie nie zu vor eine einmalige Chance Neues auszuprobieren und wenn etwas nicht klappt, das offene und ehrliche (!) Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Das schliesst natürlich auch das eigene Kind mit ein.

Zudem möchte ich dem kantonalen Volkschulamt für die Erarbeitung der Zeugnislösung vorschlagen, bei ALLEN Schüler*innen im Zeugnis zu vermerken, was für außergewöhnliche Leistungen, unter außergewöhnlichen Umständen im Corona-Halbjahr geleistet wurden.

Das wäre dann so ähnlich wie beim bedingungslosen Grundeinkommen. Jede*r bekommt unvoreingenommen Dank und Wertschätzung. Und gerade die Kinder haben schon allein durch das zu Hause bleiben, unfassbar viel für die Gesellschaft geleistet.