Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 43

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Freitag, 24. April 2020

Lernbegleitung vs Eltern-Kindbeziehung

Eine Woche wäre geschafft. Vor uns steht ein unbelastetes Wochenende an dem wir nichts vor haben, als einfach Daheim zu bleiben. Wer uns kennt weiss, dass dies vor einigen Wochen nur ganz selten der Fall war. Als unternehmungslustige Familie ist bei uns immer etwas los und wir sind viel unterwegs. Erstaunlicherweise ist das so gar kein Bedürfnis mehr und bereits 6 Wochen haben bewirkt, dass bei uns allen nicht einmal der Gedanken kommt, wir könnten irgendwohin fahren. Meine Reisen finden dann statt, wenn ich mich gedanklich auf die Zeitungslektüre einlassen kann. Einen ruhige Minute dafür zu finden, ist schon unglaublich beschwerlich und ist vergleichbar mit einem steinigen Weg, der vorab zu absolvieren ist. Alltägliche Dinge benötigen viel Energie. Ruhige Minuten sind kostbar und selten. Ausser in einem Fall –

nämlich wenn für die Schule gearbeitet werden muss. Heute Morgen war es für lange Zeit sehr ruhig. Sehr ruhig. Irgendeinmal kam mir der Gedanke: die Kinder flüchten! Es gibt dafür auch einen Grund. In der Nähe der Mutter zu sein, bedeutet an einem Heimschultag immer mit der Frage “Woran arbeitest du gerade?” konfrontiert zu werden. Nicht gerade eine gute Entwicklung. Ich deute es so, dass die Eigenmotivation für die Schulaufgaben fehlt. Mit meiner Person hat es nichts zu tun, denn sobald die Lernzeit vorbei ist und am Nachmittag jeder seinen Tätigkeiten nachgehen könnte und auch ein stückweit sollte, bin ich so gefragt, dass mir kaum mehr Raum für mich selber bleibt. Die Kinder benötigen demnach offensichtlich Nähe von mir, flüchten aber in die Distanz wenn sie erwarten, dass ich sie mit den Lernanforderungen konfrontiere. Diese Situation schreit danach, dass wir nächste Woche an einer Lösung tüfteln. Ich vermute aber bereits, dass sich evolutionspädagogisch auf der Stufe der Gefühlssicherheit eine Lösung findet.

Jetzt geniessen wir aber fürs erste mal das Wochenende und ich wünsche uns eine entspannte, unbeschwerte Familienzeit.

Wenn ein Kind die Neugier entdeckt