Die Geschichte (m)einer Entfaltung… oder das Potential der Evolutionspädagogik®

Mit zahlreichen Verhaltensweisen/Strategien habe ich fast 40 Jahre lang zufrieden und glücklich gelebt. – Bis an dem Tag bzw. den Tagen der 9-monatigen Ausbildung, nach deren Abschluss ich mich Evolutionspädagogin© nennen durfte. Dieser Blogbeitrag beinhaltet einige der direkten Veränderungen die ich im Zusammenhang mit der Ausbildung festgestellt habe. Natürlich haben diese Veränderungen wiederum andere angestossen und ermöglicht, so dass der Umfang noch viel grösser ist, als es mir überhaupt bewusst ist. Alles in allem lasst sich diese Veränderung am Besten als ENTFALTUNG beschreiben, die durch die Evolutionspädagogik® angestossen und unterstützt wurde. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich durch die Veränderung etwas ablegen oder verändern musste. Im Gegenteil es ist immer etwas dazugekommen, was schon immer ein Teil von mir war, aber nicht gezielt genutzt wurde.

“Lernen ist ein langsames sich aufrichten”

Evopäd.®
  • Autobahn fahren ist mir ein absolutes Grauen. Ich vermeide es, wo ich nur kann. – Bis zu dem Tag, an dem ich merke, dass es mir leichter fällt Distanzen abzuschätzen und die Seitenspiegel für den Überblick zu nutzen. Seither musste ich mich nie mehr überwinden die Autobahn zu nutzen.
  • Ich führe ein Notizbuch in welchem ich Termine und Pendenzen detailliert einschreibe und strukturiere. – Bis zu dem Tag, an dem ich bemerke, dass ich bereits seit Wochen nichts mehr notiert habe und dennoch nichts vergessen oder verpasst habe. Wenn etwas erledigt werden muss dann mache ich es gleich oder wenn der richtige Zeitpunkt dafür ist.
  • Seit ich Mutter bin trage ich nachts eine Zahnschiene. Wenn ich sie vergesse, habe ich sofort Verspannungen im Rücken und meine Zähne würden mit der Zeit übermässig abgenutzt. – Bis zu dem Tag, an dem ich plötzlich dass mein Unterkiefer locker und entspannt ist. Die Zahnschiene trage ich danach nie mehr. (Bis Corona kommt und mein Leben wieder durcheinanderwirft, aber das ändert sich auch wieder.)
  • Teil einer Gruppe von mir unbekannten Menschen zu sein, ist seit je her für mich sehr stressig. Sitzungen, Ausbildungstage etc. vermeide ich wenn immer ich kann. – Bis zu dem Tag, an dem ich mich mit unbekannten Frauen zu einem Naturerfahrungs-Wochenende treffe und diese Zeit gelöst und stressfrei geniessen kann. Ich kann auch meine Bedürfnisse achten und habe nicht mehr ständig das Gefühl von anderen beobachtet und bewertet zu werden.
  • Neues erlernen ist bereits in der Schule schwierig für mich. Nicht nur geistige auch neue körperliche Tätigkeiten vermeide ich lieber oder gebe bereits nach kurzer Versuchsspanne auf. – Bis zu dem Tag an dem ich mich spontan zum Kletterkurs anmelde. Klettern war eine vollkommen neue Erfahrung für mich und auch wenn ich es nicht von Anfang an gut konnte, hat es mir viel Spass gemacht etwas neues zu erfahren.
  • Mein ganzes Leben ist geprägt von Phasen von grosser Erschöpfung. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich einmal kräftig und nicht ausgelaugt fühle. – Bis zu dem Tag an dem mir auffällt, dass ich grosse Kraft in mir träge und im Alltag mehr Energie habe, als bisher je erfahren hatte. Die Angst vor einer erneuten Erschöpfungsdepression kenne ich seit diesem Tag nicht mehr.
  • In der dritten Klasse weigere ich mich von einem Tag auf den anderen “Schnüerlischrift” zu schreiben. Es ist für mich so eine Erschwerung im Schulalltag meine Handmotorik mit dieser Schreibweise zu belasten, dass ich mich lieber mit dem Lehrer anlege anstatt mich anzupassen. – Bis zu dem Tag, an dem ich das dringende Bedürfnis habe, alles zusammengehängt zu schreiben und es mir seltsamerweise leicht fällt.
  • Als Linkshänderin tue ich mich mit meiner Stifthaltung seit je her schwer. Meine Hand ist eingedreht und das Blatt liegt immer schräg auf dem Pult. – Bis zu dem Tag, an dem mir auffällt, dass sich meine Stifthaltung total verändert hat und ich mit der neuen Handmotorik geschickter bin. Längere Schreibarbeiten fallen mir viel einfacher und die Haltung ist aufrecht.
  • Meine Yogalektionen sind von den Bewegungen her sehr anstrengend und auch sonst habe ich sehr oft das Gefühl, ich muss mich mehr anstrengen als andere. – Bis zu dem Tag, an dem mir auffällt, dass ich mir nicht bei jeder Links/Rechts Anweisung der Yoga-Lehrerin mehr darauf konzentrieren muss, welcher Arm, welches Bein denn nun in welche Richtung bewegt werden muss. Seither kann ich mich besser auf meinen Körper konzentrieren und auf die Yogaübungen einlassen.
  • Nach längerem Unterbruch spiele ich wieder Blockflöte. Es klappt nach einer intensiven Übungsphase, dass ich mithalten kann. – Bis zu dem Tag, an dem mir auffällt, dass es nun noch einfacher geht, wenn ich nicht nur nach dem Gehör, sondern auch mit Takt zählen und nach Rhythmus spielen kann. Ich kann besser ab Blatt spielen, ohne das Stück vorgängig gehört zu haben.
  • Eine meiner ersten Erinnerungen an die Schulzeit sind die Worte meiner Lehrerin im Mathematikunterricht: “Mirjam siehst du die Zahlen denn nicht vor deinen Augen?” Diese Frage ist für mich ein Rätsel. – Bis zu dem Tag als mir auffällt, dass ich mir tatsächlich Zahlen visuell merken und dann auch wieder abrufen kann. Seither kann ich mir auch Parkplatznummern, Preise und Autokennzeichen merken.
  • Gedichte auswendig lernen finde ich einfach und leicht. Leider ist meine Merkspanne nur von kurzer Dauer. Nach wenigen Stunden habe ich die Worte und Reime bereits wieder vergessen. Der Inhalt des Gedichts kann ich nicht mit meinen eigenen Worten wiedergeben. – Bis zu dem Tag, an dem ich mich auch bildlich und visuell an die Zeilen des Gedichts erinnern konnte und nicht nur an Rhythmus und Gehör.
  • Wenn ich während der Schulzeit etwas von der Tafel abschreiben muss, dann brauche ich immer merklich länger als meine Klassenkamerad*innen und ich finde es anstrengend. – Bis an dem Tag, an dem ich merkte, dass ich mir an der Tafel etwas einprägen konnte und es dann beim aufschreiben wieder vor meinem inneren Auge hervorholen konnte. Auch fiel es mir viel einfacher mit den Augen von der Distanz auf die Nähe und dann wieder in die Distanz zu wechseln.
  • In stressigen Situationen, wenn es brenzlig ist oder ich unter grossem Druck stehe, habe ich sehr schnell heftige Gefühlsausbrüche. Diese sind entweder mit grossem Zorn oder heftigem Weinen verbunden. – Bis an dem Tag, an dem ich merkte, dass ich in ähnlichen Situationen auch cool und gelassen bleiben kann.
  • Strukturiertes Denken, festgelegte Abläufe und immer wiederkehrende Abläufe suche ich bewusst. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Planbarkeit. – Bis an dem Tag, an dem ich merkte, dass ich auch unvorbereitet und ungeplant genau so gut funktioniere und das Resultat das Selbe ist.
  • Mir Gesichter merken kann ich nicht. Wenn ich eine Person wieder treffe, dann erkannte ich sie zwar wieder, aber ohne eine Person direkt zu sehen, ist es mir unmöglich sie zu beschreiben. Brille? Bart? Lange oder kurze Haare? Keine Ahnung. – Bis an dem Tag, an dem ich merkte, dass ich jemanden aus der Erinnerung beschreiben kann. Ich sehe die Person gedanklich vor mir.

Wow, was hat sich da bloss alles verändert?

Die Inspiration für diesen Blogbeitrag war einerseits meine Abschlusspräsentation während der Ausbildung, als auch die immer wiederkehrende Frage, was Evolutionspädagogik® bewirken kann. Gleichzeitig soll er die Neugier wecken, was Evopäd®. in deinem Leben oder dem deines Kindes bewirken kann.

Ausserdem widme ich diesen Beitrag Ludwig Kroneberg, Gründer der Evolutionspädagogik®. Er ist diesen Monat nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Seine Worte “kein Kind darf verloren gehen”, werden für die Ewigkeit mit der Evolutionspädagogik® verbunden bleiben und wie mir, hoffentlich noch vielen helfen, ihre Entfaltung zu leben.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 55

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Mittwoch, 6. Mai 2020

Von Prioritäten und der Kraft sich nicht zu verlieren

Es ist ein grosser Kraftaufwand Menschen beim aufwachsen zu begleiten. Mehr als alles andere, braucht es Energie, Mut, Verständnis und Gelassenheit. Da es ein individueller Weg ist und jede Fähigkeit sowieso nur durch eigenes erlernen angeeignet werden kann, ist es nicht möglich sich dabei durch Theorie, Ratgeber oder mittels Vorbilder durch zu mogeln. Die Kinder lassen dies sowieso nicht zu. Jedes von ihnen ist so einzigartig und dabei auch eigenartig, so dass es einfach keine Ausweichmöglichkeiten und Schleichwege gibt. So ist die Welt. Dieser Weg ist besonders hart und gnadenlos, denn dein Kind ist das liebste und kostbarste was du hast und gleichzeitig strebt es vom ersten Moment in seinem EIGENEN Universum seiner EIGENEN Entfaltung entgegen. Für sein Wachstum ist ihm jede Ressource recht. Deshalb holt es sich auch alles was es von dir und seiner Umwelt kriegen kann.

Was heisst das nun für mich persönlich als Mutter?

Mein Leben ist seit der Geburt des ersten Kindes davon bestimmt, von einer Gratwanderung zwischen geben und abgrenzen, abwägen und nachgeben, zuhören und weghören, hoffen und glauben. Gleichzeitig lebe ich in meinem eigenen Universum und strebe meiner eigenen Entfaltung entgegen. Es gibt so vieles was ich mir selber holen und erlangen möchte……….. ohne Ressourcen abgeben zu müssen. Diese Diskrepanz ist ein Spannungsfeld, welches Kraft gibt, aber auch viel Kraft kostet.

Dies ist das Los und der Segen der Mutterschaft.

Diese Erkenntnis hilft mir dabei:

  • Mich nicht mit anderen Mutter zu vergleichen, denn meine Kinder sind anders als ihre und ich selbst bin anders
  • Auch einmal wütend sein zu dürfen, wenn mir Zeit für mich fehlt
  • Mir Egoismus zu erlauben, wenn ich meine Kraft für mich nutzen will
  • Zu verwöhnen und umsorgen, wenn ein Kind es einfordert
  • Achtsam auf meine Bedürfnisse zu achten
  • Erziehungsratgeber als Erfahrungsberichte anderer zu sehen und als Ermutigung für eigenen Erfahrungen zu nutzen
  • Hilfe anzunehmen und einzufordern, denn sie ist nötig und wichtig um Kinder beim heranwachsen zu unterstützen
  • Meine eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und darauf hinzuarbeiten
  • Die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten zu respektieren und sie dabei zu unterstützen, sich nach ihren eigenen Vorstellungen entfalten und entwickeln zu können
  • Meine Möglichkeiten sind begrenzt und ich bin nicht für alles verantwortlich
  • Jede Hürde ist eine neue Chance für Veränderung und Wachstum
  • Verzweiflung, Tränen und Frust sind Gefühle die Berechtigung haben
  • Das Leben ist zu kurz, um es nicht in vollen Zügen zu geniessen
  • Loslassen! Vorstellungen, Wünsche, Erwartungen und besonders die Kinder!

Dieser Text ist entstanden, derweil ich meinem Sohn im Englisch unterstützt und meiner Tochter beim zusammensuchen ihrer Schulutensilien geholfen habe. Meine Ressourcen sind in diesem Fall in verschiedene Richtungen geflossen und nicht wie in meiner Idealvorstellung allein in diesen Beitrag.

Hol dir was du willst!

Wie wir zur Familie Tiger wurden

Letzten Sommer haben wir mit einem Familienprojekt bereits das Leben in einer Ausnahmesituation geprobt. Viele Besucher der Ausstellung haben damals gemeint, wir seien unglaublich wagemutig und sie selber könnten dies nie. Wenn ich sehe, womit derzeit alle von uns konfrontiert sind, denke ich mir im stillen, sag niemals nie. Die Erfahrungen, die wir in diesem ungewöhnlichen Sommerprojekt sammeln konnten, waren für unsere Familie aus heutiger Sicht die Aufwärmrunde für das Leben mit Corona. Da ich grad selber gerne in der Erinnerung an diese Zeit schwelge, dachte ich, teile ich sie doch hier auch mit euch. Als erstes findet ihr das Konzept/die Idee mit welchem/welcher wir uns für die Teilnahme beworben haben und den darunter folgenden Bericht hatte ich im Dezember als Jahresbericht für den Verteiler unseres Jahresrückblicks verfasst. Viel Spass beim lesen!

Konzept/Idee

Vergangenheit

Seit der Kettenreaktion 2016 sind wir regelmässige Besucher des Areals und der Kantine Attisholz (vormals Kettenkaffee). Wir fühlen uns daheim, die Kantine ist für uns unser zweites Wohnzimmer. Bereits bevor klar wurde, dass es auf dem Areal einmal Wohnraum geben wird, war uns klar, dass wir in Zukunft einmal dort wohnen.

Gegenwart/Heute

Mit der Erschliessung des Attisholz Süd/Uferpark ist das gesamte Areal zusätzlich belebt worden. Das Interesse der Öffentlichkeit wird grösser. Es wird hip dort zu sein und die Bevölkerung erhebt Ansprüche. Wir spüren ganz deutlich, dass für uns mit der Kettenreaktion 2019 der Zeitpunkt gekommen ist, unserem Gefühl nachzugeben, Pionierarbeit zu leisten und unseren Wohnraum zu beziehen. Aus dem Ort der Freizeit, Kunst und Kultur beherbergt, soll mehr werden………. Wir wollen damit auch ein Statement setzen, dass wir uns als Teil der bisherigen Geschichte sehen und den Anspruch stellen, die Möglichkeit zu erhalten Wohnraum auf dem Areal zu bekommen.

Zukunft

Gemeinsam mit unseren drei Kindern werden wir in den Projektwochen ausloten, was es braucht, damit wir uns alle wohl und zu Hause fühlen. Unsere Bedürfnisse stehen im Vordergrund. Wie richten wir unser Leben auf dem Gelände ein? Was fehlt uns? Können wir es beschaffen, erschaffen oder geht es auch ohne? Welche Kontakte können wir nutzen oder neu knüpfen? Ziel ist es den (Wohn-)Raum so einzurichten, dass wir über einen längeren Zeitraum darin leben können. Unsere Mittel dafür sind beschränkt, wir werden vorhandene Materialien nutzen und wenn nötig Spenden suchen (nachhaltig).

Dokumentation

  • Gästebuch (T.) = Die Besucher unseres Wohnraums können sich dort eintragen
  • Fotos (S.) = Arbeit mit Fotos dokumentieren
  • Tagebuch (Mirjam) = Fortschritte schriftlich festhalten
  • Materialliste (D.) = Sämtliches verbautes Material dokumentieren
  • Visionen (D.) = Zieht nur ein, wenn ein Familienbett mit Rutschbahn realisiert wird

Soundtrack zum Konzept: «Wir sind gekommen, um zu bleiben», Wir sind Helden, Judith Holofernes

Familie Fischer

Familie Tiger gezeichnet von Louane / @the_littlebrother

Alles begann im Jahr 2016.

Anlässlich der Kunstausstellung Kettenreaktion’16 entdeckten wir das ehemalige Fabrikgelände der Cellulose Attisholz für uns. Wir verbrachten die folgenden Jahre viel Zeit dort und das Kettenkaffee wurde zu unserem 2. Wohnzimmer. Als Geocacher hatten Lostplaces schon immer eine Anziehungskraft auf uns. „Hier müssen wir einmal wohnen,“ sagten Dominic und ich bei diesen Besuchen oft zueinander. Mit der Erschließung des Uferparks im Frühling 2019 hörten wir diese Worte immer wie häufiger auch von anderen Besucher*innen der Brache. Verständlich, da die Besitzerfirma Halter auch die Absicht hat künftig dort Wohnraum zu schaffen. Allerdings nicht unbedingt in unserem Preissegment und mit dem Charme den Dominic und ich an dem Fabrikgelände so schätzen. Dies war einer der Auslöser für die Blitzentscheidung, die wir trafen, als ich Ende Mai bei einem Apéro in der Kantine den Flyer mit der Ankündigung für die Kettenreaktion 2019 sah. Dominic, Kinder, was meint ihr, das wäre doch die Gelegenheit da mitzumachen und hier zu wohnen!! Wie der Zufall es wollte, kam gerade der Präsident des organisierenden Vereins daher. Ich steuerte auf ihn zu und erzählte ihm von unseren Absichten. Obwohl die Ausschreibung bereits abgeschlossen war und die Künstler feststanden, fand er unsere Idee so „crazy“, dass er sie dem Verein nachträglich unterbreiten wollte. Wir schrieben also unser Konzept „Familie Fischer zieht ins Attisholz Nord“ und reichten es ein. Dann begann eine lange Geduld zerrende, ungewisse Wartezeit. Während wir das GO und die Unterstützung des Vereins (viele kannten die „Familie Fischer“ bereits aus den Besuchen im Vereinskaffee) sofort hatten, musste die Eigentümerin des Geländes eine eigene Entscheidung, unter Berücksichtigung aller sicherheits- und versicherungstechnischen Vorschriften, fällen. Dabei schwangen auch gewisse Ängste mit, dass diese Familie das Gelände nach Ende der Ausstellung besetzen könnte.

Mitte Juli kam dann endlich die definitive Bestätigung, dass wir dabei waren. Gerade rechtzeitig, denn Dominic hatte nur noch eine Woche Ferien und auf seine handwerklichen Fähigkeiten und Muskelkraft waren wir angewiesen. Die nächsten Wochen waren gefüllt mit Möbelsuche, bauen, einrichten, immer wieder Treppensteigen und Kontakte mit Künstler*innen knüpfen. Bedingt durch unser Wohnprojekt waren wir auf dem Gelände sehr präsent und jeder kannte uns und wir kannten jeden. Die Bedingungen in der Brache waren nicht einfach. Kein fließendes Wasser, kein oder nur wenig Strom, Sanitäranlagen in großer Entfernung, Staub, Staub, Staub und Treppen, Treppen, Treppen. Immer wieder neue Herausforderungen und Probleme die es zu lösen gab. Aber auch ein Abenteuerspielplatz direkt vor unserer Nase, Platz für Kunst, Dreck, Entdeckungen, spannende Menschen, viel Freiraum, keine Grenzen und die kühle, reinigende Aare direkt vor der Haustür.

Unser sonstiges Leben trat in den Hintergrund und die einmalige Gelegenheit sich in einem neuen Raum neu zu erfinden beflügelte jede*r einzelne von uns. Gleichzeitig waren wir darauf angewiesen als Familie zusammen zu halten und uns gegenseitig zu unterstützen. Dies hat unseren Erfahrungsschatz unglaublich wachsen lassen und unser Leben nachhaltig bereichert.

Mit der Eröffnung der Ausstellung im August begann unsere „Wohnphase“ als Real-Performance. Waren die Wochen davor durch viel harte Arbeit und künstlerischem Schaffen geprägt gewesen, standen wir nun im Rampenlicht der Öffentlichkeit und hatten direkten Kontakt zu den Besucher*innen. Obwohl wir dies selbst gewählt und gesteuert hatten, mussten wir dennoch individuell und als Familie herausfinden, wie wir diese Situation meistern wollen. Sehr genossen haben wir das Privileg ständig mittendrin zu sein und bedingt durch die Lage unserer Wohnung hatten wir einen Überblick über alles. Während wir als „Familie Fischer“ von Anfang an einen Begriff waren, wurden wir als Familie Tiger neu erschaffen, als Louane, ein Streetartkünstler, sich durch uns inspirieren ließ und uns als Familie Tiger malte. Sein Bild vereint mit einem liebevollen und detailgetreuen Blick all das was uns und unsere Wohnung ausmachte. Ein unglaubliches Werk, das uns rührte und reich beschenkte.

Danke an alle die uns in irgendeiner Form unterstützt haben. Sei es mit Essen, Möbeln, Aufmunterung, Verständnis, Interesse, Besuchen, Feiern, alles hat uns getragen und beflügelt. An dieser Stelle danke von ganzem Herzen. Die Erkenntnis dieses Sommers ist, dass jeder Moment unendlich reicher an Glück und Zufriedenheit wird, wenn man ihn mit anderen Menschen teilen kann. Die Erinnerung wird uns so durch das restliche Leben begleiten und durch den Austausch immer wieder neu aufgefrischt werden.

Danke an alle die uns in irgendeiner Form unterstützt haben. Sei es mit Essen, Möbeln, Aufmunterung, Verständnis, Interesse, Besuchen, Feiern, alles hat uns getragen und beflügelt. An dieser Stelle danke von ganzem Herzen. Die Erkenntnis dieses Sommers ist, dass jeder Moment unendlich reicher an Glück und Zufriedenheit wird, wenn man ihn mit anderen Menschen teilen kann. Die Erinnerung wird uns so durch das restliche Leben begleiten und durch den Austausch immer wieder neu aufgefrischt werden.

Pionierfamilie im Wohnzimmer