Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 43

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Freitag, 24. April 2020

Lernbegleitung vs Eltern-Kindbeziehung

Eine Woche wäre geschafft. Vor uns steht ein unbelastetes Wochenende an dem wir nichts vor haben, als einfach Daheim zu bleiben. Wer uns kennt weiss, dass dies vor einigen Wochen nur ganz selten der Fall war. Als unternehmungslustige Familie ist bei uns immer etwas los und wir sind viel unterwegs. Erstaunlicherweise ist das so gar kein Bedürfnis mehr und bereits 6 Wochen haben bewirkt, dass bei uns allen nicht einmal der Gedanken kommt, wir könnten irgendwohin fahren. Meine Reisen finden dann statt, wenn ich mich gedanklich auf die Zeitungslektüre einlassen kann. Einen ruhige Minute dafür zu finden, ist schon unglaublich beschwerlich und ist vergleichbar mit einem steinigen Weg, der vorab zu absolvieren ist. Alltägliche Dinge benötigen viel Energie. Ruhige Minuten sind kostbar und selten. Ausser in einem Fall –

nämlich wenn für die Schule gearbeitet werden muss. Heute Morgen war es für lange Zeit sehr ruhig. Sehr ruhig. Irgendeinmal kam mir der Gedanke: die Kinder flüchten! Es gibt dafür auch einen Grund. In der Nähe der Mutter zu sein, bedeutet an einem Heimschultag immer mit der Frage “Woran arbeitest du gerade?” konfrontiert zu werden. Nicht gerade eine gute Entwicklung. Ich deute es so, dass die Eigenmotivation für die Schulaufgaben fehlt. Mit meiner Person hat es nichts zu tun, denn sobald die Lernzeit vorbei ist und am Nachmittag jeder seinen Tätigkeiten nachgehen könnte und auch ein stückweit sollte, bin ich so gefragt, dass mir kaum mehr Raum für mich selber bleibt. Die Kinder benötigen demnach offensichtlich Nähe von mir, flüchten aber in die Distanz wenn sie erwarten, dass ich sie mit den Lernanforderungen konfrontiere. Diese Situation schreit danach, dass wir nächste Woche an einer Lösung tüfteln. Ich vermute aber bereits, dass sich evolutionspädagogisch auf der Stufe der Gefühlssicherheit eine Lösung findet.

Jetzt geniessen wir aber fürs erste mal das Wochenende und ich wünsche uns eine entspannte, unbeschwerte Familienzeit.

Wenn ein Kind die Neugier entdeckt

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 40

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 21. April 2020

Noch gegensätzlicher konnte der heutige Tag zum gestrigen gar nicht sein. Um 10.00 Uhr hatte mir jedes der Kinder, unabhängig von seinen Geschwister versichert, wie viel einfacher es doch heute im Vergleich zu gestern sei. Mein Mann erkundigte sich im Verlauf der zweiten Morgenhälfte per Whatsapp bei mir, wie es denn mit dem Homeschooling so klappe und ich konnte (selber verblüfft) schreiben, dass wirklich alles wie am Schnürchen lief. Als hätte der erste Schultag als reinigendes Gewitter über uns hinweg ziehen müssen, um dann den zweiten im neuen Licht erstrahlen zu lassen.

Kuchenglück

Ich schaffte es im Verlauf des Vormittags sogar einen Bananen-Kuchen zu backen. Die einzige Herausforderung daran war, mit den Geräuschen der Küchenmaschine nicht die Zoom-Konferenz des Sohns stören. Das konnte mit Kopfhörern wunderbar gelöst werden. Sowieso finde ich diese Zoom-Klassenzusammenkünfte eine tolle Sache. Nicht nur weil die Kinder diese so mögen sondern auch, weil es mir etwas Luft verschafft. Während ein Kind vom Lehrer virtuell unterrichtet wird, kann ich mich währenddessen gezielter den anderen beiden widmen. Besonders unsere beiden jüngsten benötigen viel Aufmerksamkeit. Sie benötigen auch im regulären Unterricht zusätzliche Förderung und angepassten Unterrichtsstoff. So ist es für mich eine Gratwanderung, wo ich nun unterstützen und wo ich fordern soll. Ungemein motivierend erlebe ich die Zusammenarbeit mit allen Lehrer*innen. Seien es Klassenlehrer*innen, Musiklehrer*innen, Religionslehrer*innen, sie alle melden sich über diverse Kanäle und haben sich überlegt wie der Schulstoff vermittelt werden kann und soll. Wenn es irgendwo hackt, stehen sie mit Rat und Tat zur Seite. Die meisten von ihnen beschulen oder betreuen nebenbei ihre eigenen Kinder. Wir sitzen im selben Boot. Das gibt gegenseitiges Verständnis und motiviert ungemein, es gemeinsam zu schaffen. Unmögliches wird derzeit möglich gemacht. Krisen sind der Nährboden für neue Perspektiven und kreative Lösungen. Wir stehen nach 6 Wochen bereits an einem Punkt, den keine/r für möglich gehalten hat. Das Schulsystem verändert sich und alle, Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern, sind zwangsläufig beteiligt. Es wird kein “wie vorher” mehr geben, denn alle sind schlussendlich im “danach”. Wenn wir uns später an diese Zeit erinnern, werden wir uns fragen, wie wir das bloss geschafft haben.

Mein Mann absolviert derzeit eine höhere Fachhochschule und diese hat es im Gegenzug bis zum heutigen Tag nicht geschafft einen virtuellen Unterricht zu organisieren! Dort werden (Corona-lose) Zeiten abgewartet, die nie mehr kommen werden.

Mit der Evolutionspädagogik© im Fluss

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 36

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Freitag, 17. April 2020

Es könnte gut sein, dass ich mich täusche, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass heute bei allen ein leichtes Aufatmen spürbar ist. Meine Gefühle dazu sind ambivalent, obwohl ich zugeben muss, dass auch ich mich etwas gelöster fühle. Andererseits ist es ja noch überhaupt nicht ausgestanden und die nächsten Wochen müssen sich weiterhin alle an die Massnahmen halten, damit die Fallzahlen niedrig bleiben. Wenn uns da mal nicht der Schnauf ausgeht.

Zum ersten Mal seit 5 Wochen bin ich heute einkaufen gefahren. Bisher hat dies ja mein Mann erledigt, der momentan als einziger ausser Haus tätig ist. Aber der zusätzliche Aufwand war für ihn eine Belastung und da wir eh nur einmal in der Woche einkaufen, ist es wirklich vertretbar, dass ich dies nun wieder übernehme. Eher aussergewöhnlich war, dass ich ins Migros gefahren bin. Da wir seit letztem Herbst unverpackt einkaufen, war ich bis vor Corona, meist in Läden mit entsprechendem Angebot unterwegs. So war ich irgendwann im Februar zuletzt in einem Migros. So war alles sehr ungewohnt für mich und mit meiner mischformigen Gehirnstruktur zusätzlich herausfordernd. Aber ich habe es geschafft. Wir haben es geschafft. Meine jüngste Tochter war als Unterstützung dabei. Somit war ich auch in meiner Vorbildfunktion als Mutter gefordert. Wie hält man die Hygienemassnahmen beim einkaufen ein und gefährdet unwissentlich keine Mitmenschen. Gemeinsam haben wir unser Verhalten überprüft, besprochen welcher Abstand eingehalten werden muss und über die Massnahmen diskutiert (wieso können keine Socken gekauft werden, wohl aber Kosmetik). Wir haben auch das Verhalten anderer beobachtet und unser eigenes hinterfragt. Wenn ich da an die Hygieneregeln meiner Kindheit denke, dann kann ich kaum fassen, womit sich mein 9-jähriges Kind auseinandersetzen muss. Obwohl, vielleicht wird es für sie auch zur blassen Erinnerung? So wie für mich heute der Mauerfall, der Kalte Krieg oder Tschernobyl. Wobei es wohl eher zur Selbstverständlichkeit wird. Die saisonalen Grippenviren sind echt arm dran nächsten Winter.

Für einen grossen Lacher bei einer Verkäuferin sorgten wir, als ich nach der Handdesinfektion beim Ausgang zur Tochter meinte, wenn sie sich im Gesicht kratzen möchte, dann wäre JETZT der richtige Zeitpunkt dafür. So schwierig die Situation ist, es ist ein schönes Gefühl, es gemeinsam schaffen zu können.

Vorratsschrank im Unverpackt-Haushalt

Homeschooling – meine Gedanken dazu – Tag 33

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 14. April 2020

Es gibt in der Schweiz Familien, die ihre Kinder auch in Zeiten ohne Corona zu Hause unterrichten. Sie haben das aus vielfältigen Gründen entschieden. Es fasziniert mich, aber darüber möchte ich heute nicht schreiben. Ich finde es vielmehr interessant, dass sich von diesen Familien manche zu Wort gemeldet haben und drauf bestehen, dass der derzeitige Unterricht, den die meisten Kinder derzeit gezwungenermassen erhalten “Fernunterricht” und nicht “Homeschooling” (Hausbeschulung) genannt werden soll. Mein erster Gedanke dazu war, was erlauben die sich? Wieso sollte “unser” Unterricht nicht Homeschooling genannt werden dürfen? Wir geben ja schliesslich unser Bestes unter erschwerten Umständen!

Ich las dann folgende Argumente zu Homeschooling vs Fernunterricht:

Passiert nicht in Isolation

Ist nicht ausschliesslich online

Beinhaltet Aktivitäten der echten Welt und soziale Ereignisse (Musikunterricht, Sport im Verein, Chor, Kooperationen, usw.)

Basiert auf den Interessen des Kindes und der Eltern

Passiert im eigenen Lerntempo des Kindes

Zusätzlich bin ich auf diesen Satz gestossen:

Bitte gründe deine Meinung über Homeschooling nicht auf “Quarantäne Schooling”. Es ist nicht das Selbe.

Da ging mir ein Licht auf. Mit etwas Distanz ist es nämlich vollkommen logisch, dass man sich die Erfahrung von Leuten, die etwas schon länger tun, zu nutzen macht. Diese Chance möchte ich unbedingt nutzen! Denn natürlich wird unser “Qarantäne Schooling” (welches auch Homeschooler während Corona ein Stück weit führen müssen), nie “richtiges” Homeschooling werden. Aber es wird auch kein reiner “Fernunterricht” bleiben dürfen, wenn er unseren Kindern etwas bringen soll.

Schlussendlich denke ich, dass wir und unsere Kinder unter den aktuellen Umständen erst etwas lernen werden, wenn wir uns von der Vorstellung des “einfach Daheim” weitergeführten Unterrichts lösen. Es kann keine Lösung sein etwas, was im Schulhaus funktioniert, einfach auf zu Hause umzumünzen. Kreativität, Mut und Vertrauen sind jetzt besonders gefragt, denn es benötigt individuelle Lösungen. Die Grundlage dazu sind tragfähige Beziehungen in alle Richtungen, zwischen Schulleiter*innen, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen.

Was sind also meine persönlichen Ziele für die kommende Schulzeit:

  • Ich bin mit meinen Kindern und ihren Lehrer*innen in einem positiven und wertschätzenden Dialog
  • Ich unterstütze jedes Kind dabei, sein eigenes Zeitfenster für den Lernerfolg zu finden
  • Ich ermutige und unterstütze, aber überlasse die Verantwortung dem Kind
  • Es ist eine Ausnahmesituation und wir geben alle unser Bestes. Unser Leben hängt nicht von der schulischen Leistung während dieser Zeit ab. (Was es ja auch sonst nicht tut).
  • Die Welt wird danach nie wieder dieselbe sein. Wir und unsere Erfahrungen werden sich mit ihr gewandelt haben. Das alles passiert jetzt und gehört zu den Lernerfahrungen dazu. Es ist genauso wichtig, wie der restliche Schulstoff, braucht entsprechende Ressourcen und Wertschätzung.
Eine schöne Ferienerinnerung – Tauben füttern im Tessin

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 30

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Samstag, 11. April 2020

Erinnerung an die Winterferien 2019 im Calancatal

Mach dich auf den Weg, aber gräme dich nicht, wenn du nicht ankommst.

Dahinter steht der viel zitierte Ausspruch der Weisheit, dass der Weg das Ziel sei.

Satz 8 aus “260 starke Sätze aus der Evolutionspädagogik – Ein Appell an die Gesellschaft” von Ludwig Kroneberg und Silke Gramer-Rottler

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 28

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Gründonnerstag, 9. April 2020

Ostern steht bevor. Wir sind gerüstet. Länger dauernde Feiertagsperioden bedeuten bei uns von je her viel gemeinsame Zeit, die wir draußen in der Natur oder im Garten verbringen. Wir nutzen meist auch die Gelegenheit kleinere oder auch grössere Projekte anzupacken. So wird es auch dieses Mal sein. Das beruhigt.

Anders wird aber sein, dass wir keine Gottesdienste besuchen und dass auch keine Familienfeste stattfinden. Beides ist nicht bei jedem Familienmitglied gleich beliebt und so könnte man meinen, dass das dieses Jahr Freude aufkommen könnte, dass keine “Pflichtanlässe” stattfinden. Dem ist aber nicht so. Jeder hier würde sich sofort “normale” Ostern wünschen. Bleibt die Hoffnung, auf nächste Ostern und für die Zukunft dann die Dankbarkeit, dass Pflicht Segen sein kann.

Süsses wird uns traditionsgemäß das Fest versüssen

Bei den letzten Osterbesorgungen, die eine längere Autofahrt bedeuteten und deshalb ein Highlight für die Kinder waren, fuhren wir auf dem Rückweg meiner Mutter vorbei. Die Jüngste meinte kurz vor der Ankunft: “Ich werde mich so fest zusammenreißen müssen, dass ich dem Grosi nicht in die Armen falle.” Da fehlen einfach die Worte. Allerdings, ist es ja auch ein gefühlsmäßiges in die Arme fallen, wenn ein Kind so etwas ausspricht und mit Gold nicht aufzuwiegen. Eine Umarmung wird in Zukunft nie mehr beiläufig passieren. Was für ein Geschenk.

Da ich meinen täglichen Blogpost auch als “Arbeit” ansehe, habe ich mir vorgenommen, über Ostern eine Pause zu machen. Mein Körper und meine Seele zeigten mir die letzten Tage deutlich, dass dies nötig ist. Allerdings werde ich täglich ein Foto und einen Satz aus dem Buch “260 starke Sätze aus der Evolutionspädagogik”, von Ludwig Kroneberg und Silke Gramer-Rottler, einstellen. All jenen denen die tägliche Routine des Bloglesens ein Halt im Alltag ist, soll dieser nicht genommen werden. Vielleicht mögt ihr mir dann eure Gedanken zu dem Satz mitteilen?

Schöne Ostertage und bliebt gesund!

Die Natur gibt Ruhe und Kraft

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 27

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Mittwoch, 8. April 2020

Wir hatten heute Besuch. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand, draußen an der frischen Luft. Mehrmals musste ich mich zusammennehmen, um nicht zu knuddeln, zu herzen oder zumindest die Hand zu geben. Verrückt. Es war wohl meine Begeisterung darüber, wieder einmal einen direkten zwischenmenschlichen Kontakt zu haben. Ich bin mir fast sicher, dass ich nach dieser Coronazeit wahllos Menschen umarmen werde. Ich, die sonst eher lieber nie die Hand gibt und gewettet hätte, dass mir sowas wie “Physical distancing”, keine Mühe macht. (“Social distancing” wäre da viel schlimmer für mich, aber das löse ich wie alle anderen mit Handy und Co. recht befriedigend). Da habe ich wieder etwas neues über mich gelernt.

Die Kinder waren heute sehr fürsorglich. Nach meinem Hänger gestern, war die Stimmung heute viel positiver. Besonders dank ihnen. Es rührt mich zu sehen, wie sie sich individuell in unsere Gemeinschaft einbringen und sich Gedanken machen, was sie helfen können. Einmal mehr bin ich froh, dass ich diese Situation mit dieser, meiner Familie durchleben darf.

Eines ist klar, es braucht eine gute Kommunikation. Auch zwischen uns Erwachsenen. Während mein Mann kaum Luft holen kann, vor lauter Verpflichtungen für Job und Familie, sitze ich hier mit gebundenen Händen. Während wir gestern kurz davor waren deswegen einen Streit vom Zaun zu brechen, konnten wir es dann auf dem letzten Zacken in einem positiven Gespräch klären. Denn seine Situation ist wie sie ist. Er darf darüber klagen und sagen, wenn von uns zu viele Forderungen kommen. Gleichzeitig ist meine Situation wie sie ist. Ich habe aber genauso das Recht darüber zu klagen, Forderungen und Wünsche zu stellen. Wir lassen uns gegenseitig reden, hören wertfrei zu und dann gilt es miteinander eine Lösung zu finden die für beide stimmt. Das klappt gut, denn wenn keiner von beiden das Gefühl hat seinen Standpunkt verteidigen zu müssen, dann ist der Kopf frei für neues. Schon wieder etwas gelernt.

Mein gestriges Ungleichgewicht hat sich zum Gleichgewicht gewandelt. Ich staune, bin froh und dankbar.

Säugetiere im Gleichgewicht

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 26

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Dienstag, 7. April 2020

Wir bewegen uns alle ausserhalb der “Comfort zone”, deshalb wird grad viel Neues gesäht, das wachsen wird oder schon wächst.

So wie Igor Levit jeden Tag um 19.00 Uhr auf Twitter/Instagram live einfach auf seinem Klavier los spielt, so schreibe ich jeden Tag einfach darauf los. Blog schreiben war schon lange etwas was ich machen wollte, aber es fehlte dann immer die Zeit oder ich machte mir ewig lange Gedanken, was ich denn gescheites schreiben könnte. Wenn ich es dann mal geschrieben hatte, dann las ich es x-mal durch und war dann doch nicht zufrieden, um es online zu stellen. Das ist nun anders. Seit 26 Tagen schreiben ich jeden Tag etwas. Meist in den einzigen ruhigen Minuten des Tages, manchmal auch ohne Ruhe. Eigentlich immer bin ich müde und häufig habe ich keine Ahnung was ich schreiben werde. Wenn ich dann mal einen Plan habe, dann wird dieser während dem Schreiben ziemlich sicher über den Haufen geworfen. Eines weiss ich aber auf sicher, es wird nur schwieriger wieder rein zu kommen, wenn ich einen Tag auslasse.

Heute war die Versuchung gross, hier einfach “Migräne” rein zu schreiben und mich wieder raus zu schleichen. Zudem war die Stimmung bei uns im Hause zum ersten Mal am kippen. Wir sind uns nicht mehr genug. Es fehlen Aussenreize und Gleichgesinnte, nicht nur Kernfamilienangehörige. Ich bin wie jedes Jahr frühlingsmüde und es fehlt die Kraft ausgleichend tätig zu sein. Wenn dies aber unser persönlicher Tiefpunkt in der gesamten Coronazeit wäre, dann würde ich diesen sofort als solchen annehmen. Denn geht uns dennoch gut! Wir können anderen Freude bereiten (es hat noch nie so viel Spass gemacht Osterhase zu spielen), uns gegenseitig aufmuntern und verpassen tun wir in der Welt da draussen auch nichts. Kein FoMO (Fear of missing out). Es wird aber deutlich, dass die “spannende” Anfangszeit nun vorbei ist. Wir befinden uns nun im (nicht selbst gewählten) Alltag.

Alltag bedeutet Routine. Routinen und Automatismen, ermöglichen uns körperlich und geistig Energie zu sparen, um sie dann anderweitig einzusetzen zu können. Die Kinder sind mir, dank ihrer altersbedingten Anpassungsfähigkeit, voraus. Sie haben bereits neue Energie, die sie einsetzen wollen. Seien wir also gespannt, wie es weitergeht.

Kleine Liebesbekundung im Alltag

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 25

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Montag, 6. April 2020

Beim Frühstück kam das Gespräch auf, wie es mit der Schule wohl nach den Frühlingsferien weitergehen würde. Die Jüngste hörte zu und meinte dann ” Ig bi uf aues gfasst.” Dem war dann auch nichts mehr hinzuzufügen.

Passend dazu, kam später per KLAPP von der Schulleitung der Primarschule das “Rahmenkonzept Fernunterricht”. Alle Eltern (und Schüler), denen reglementierte Vorgaben und Strukturen Halt geben, die werden nun aufatmen. Es gibt Richtzeiten für die Fernlernzeit pro Tag, es wird Online-Unterricht angekündigt und dass es keine Prüfungen geben, aber dennoch ein Zeugnis geben wird. Die, die eher von der spontanen und flexiblen Sorte sind, die werden jetzt vielleicht eher mit Besorgnis dem Unterrichtsbeginn nach den Ferien entgegensehen, denn es wird angekündigt, dass nun auch neue Stoffinhalte erarbeitet und vermittelt werden.

Etwas ist gewiss. Einmal mehr, wird sich zeigen, dass es keine Schule gibt, die allen gerecht wird. Und das ist nicht nur wegen Corona so, sondern das ist auch sonst der Fall. Es gibt immer Gewinner*innen und Verlierer*innen.

Was ich mir aber wünschen würde. Wäre, dass jede*r versucht das Beste daraus zu machen. Es ist immer einfach, dem Schulsystem, den Lehrpersonen, der Schulleitung, dem Corona Schuld zu geben. Es ist jetzt wie nie zu vor eine einmalige Chance Neues auszuprobieren und wenn etwas nicht klappt, das offene und ehrliche (!) Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Das schliesst natürlich auch das eigene Kind mit ein.

Zudem möchte ich dem kantonalen Volkschulamt für die Erarbeitung der Zeugnislösung vorschlagen, bei ALLEN Schüler*innen im Zeugnis zu vermerken, was für außergewöhnliche Leistungen, unter außergewöhnlichen Umständen im Corona-Halbjahr geleistet wurden.

Das wäre dann so ähnlich wie beim bedingungslosen Grundeinkommen. Jede*r bekommt unvoreingenommen Dank und Wertschätzung. Und gerade die Kinder haben schon allein durch das zu Hause bleiben, unfassbar viel für die Gesellschaft geleistet.

Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 24

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert.

Sonntag, 5. April 2020

Wir singen “Für immer uf di”

Wir haben heute um 10.45 Uhr zum 4. Mal vor dem Radio gesessen und “Für immer uf di” gesungen. Wir werden immer wie Text sicherer.

Bei meinem täglichen kurzen Spaziergang im Quartier, habe ich die erste Rauchschwalbe des Jahres gesehen. Was für eine Freude.

Der Nachmittag im Garten wurde dann von der Frage überschattet, weshalb es nötig ist, trotz eindringlicher Bitte des Bundesrates es nicht zu tun, auf dem Töff zu steigen und durch die halbe Schweiz zu fahren. Es ist gerade schwierig, den drei Kindern, die das Haus seit 24 Tagen nicht verlassen haben, begreiflich zu machen, dass jeder selber für sich entscheiden darf. Noch. Wenn ich nämlich in den Nachrichten höre, dass ganze Pässe wegen grossem Andrang geschlossen werden mussten, dann bin ich mir heute schon sicher, dass wir an Ostern keine freie Entscheidung mehr haben werde, ob wir überhaupt das Haus verlassen dürfen oder nicht.

Wir leben seit über 10 Jahren an dieser Hauptstrasse und ich hätte nie gedacht, dass wir es einmal erleben werden, durch die Woche kaum Strassenverkehr zu haben und dafür am Sonntag das x-fache.

Bei den vielen Cabriolet Fahrern, sind wir mal davon ausgegangen, dass es Ärzt*innen sind, die auf dem Heimweg vom Dienst, noch etwas Luft schnappen wollten.

Für Willi Ritschard war es schon für lange Zeit klar. Ich merke das erst jetzt.

Und noch etwas positives: Wer jeden Tag etwas schöne Entspannung möchte, dem empfehle ich jeden Tag um 19.00 Uhr, die Wohnzimmerkonzerte des Pianisten Igor Levit. Ihr findet sie auf Twitter oder in der Instagram Story.