Choose your battles – Du entscheidest wo du deine Energie hinein gibst

Der Satz “choose your battles” begleitet mich als Mutter seit Jahren. Es begann damit, als ich mich entschied, mich nicht zu rechtfertigen, wie lange ich stille. Bald darauf hatte ich es mit Kleinkindern zu tun, bei denen mein “Nein” grosse Gefühlsausbrüche zur Folge haben konnte und endet bis heute nicht, wenn ich mit meinen Teenagern über Medienkonsum diskutiere. Ich teile meine Energie ein, damit ich im richtigen Moment für (m)eine Sache einstehen kann. Dabei spare sie mir in anderen Situationen, bei denen ich ebenfalls “ein Fass aufmachen könnte”, bewusst ein. Ich ziehe mich z.B. aus einer Diskussion zurück, lasse mein Kind selber wursteln (obwohl ich meine es besser zu wissen) oder überlasse etwas bewusst dem Lauf der Dinge.

Einfach mal laufen lassen und schauen was passiert

Seit einiger Zeit verfolge ich, dass es Elterninitiativen gegen das Hygienemaske tragen von Grundschüler*innen gibt. Es wird darüber mittels Blogbeiträgen, Flyer, Statusposts etc. informiert, dass das Tragen der Hygienemasken im Unterricht oder beim Ausüben von Freizeitaktivitäten schaden kann. Dafür werden Spenden und Mitgliederbeiträge gesammelt, um für die Sache zu werben und eventuelle Rechtsstreitigkeiten vor Gericht finanzieren zu können.

Es ist wichtig, dass Eltern sich für ihre Kinder einsetzen, wenn sie merken, dass sie mit einer Situation nicht klar kommen. Eltern haben für so etwas ein gutes Gespür. Sie sind es, die ihr Kind bei mir zur Beratung anmelden, weil sie spüren, wenn es sein Potential nicht ausschöpfen kann und der Stress in einem Lebensbereich zu gross ist. Ein grosser Teil meiner Arbeit besteht darin, die Eltern darin zu bestärken, dass sie ihrem Gefühl vertrauen können und sie die Profis für ihr Kind sind. Sie tragen damit auch massgeblich dazu bei, dass sich Probleme lösen.

Aber es ist auch so, dass die Eltern bei mir in der Beratung oft zum ersten Mal vom Kind selbst hören, was genau Probleme verursacht und wie das Kind darüber denkt. Manchmal ist dann die ursprünglich vermutete Ursache gar nicht der Auslöser für das Problem. Es stellt sich heraus, dass das Kind gedanklich und gefühlsmässig an einem anderen Punkt steht als erwartet. Dies hat nichts damit zu tun, dass Eltern versagen oder ihr Kind nicht richtig kennen. Ob gross oder klein, niemand kann einem andern ins Innerste schauen. Deshalb ist es wichtig, dass das Kind Raum für eine wertfreie Kommunikation erhält und dann auch die Lösungsfindung vom Kind her erfolgt. Meine Aufgabe und die der Eltern ist es, das Kind darin zu unterstützen und bestärken. Dabei räumen wir keine Hürden aus dem Weg, die das Kind selber bewältigen kann und achten auch darauf, dass es nicht überfordert wird.

Das Gehirn lernt genau dann, wenn die Problemstellung passend ist, um es selbst zu schaffen. Ist die Aufgabe zu leicht oder zu schwer, dann gelingt dies nicht.

Zurück zur Maskendebatte. Ich meine, auch ich erschrecke mich noch immer, wenn ich all diese Grundschüler*innen nach dem Unterricht mit ihren aufgezogenen Hygienemasken heimmarschieren sehe. Es löst in mir viele Gefühle aus und führt mir vor Augen, dass wir uns noch immer in einer Pandemie befinden. Tagtäglich werden wir damit konfrontiert, dass wir inmitten einer Situation leben, die noch niemand von uns bisher kannte. Jede Stunde hören wir im Radio, dass sich neue Tatsachen ergeben und dabei andere wieder hinfällig sind. Keiner kennt die perfekte Lösung, weil es sie nicht gibt und alle sind davon betroffen. Die Pandemie wird uns noch lange begleiten. – Ich stelle mir aber die Frage: Haben all diese Schüler*innen geäussert, Probleme mit dieser Maskentragepflicht zu haben? Meine eigenen Recherchen dazu haben ergeben, dass ein grosser Teil der Jugendlichen einfach mit den Schultern zuckt. Ein Schüler bekundete Erleichterung, weil er schon lange eine Maske tragen wollte, sich aber nicht getraute als einziger eine zu tragen. Aus meinem Alltag in der Spielgruppe kenne ich kein einziges Kind, welches Mühe bekundete, dass ich während dem Betrieb eine Schutzmaske trage. Auch bei meinen Beratungen hat sich bisher niemand negativ geäussert. Beim Einkaufen führe ich regelmässige Grimassen- und Lachtests bei Babys und Kleinkindern durch, welche ebenfalls zu 100 % erfolgreich enden, denn die kleinen Menschen lachten immer zurück. Obwohl die Hälfte meines Gesichts verdeckt ist!

Ich kann mich übrigens nach einiger Zeit nicht mehr daran erinnern, ob ich an einem Ort eine Maske getragen habe oder nicht. Wenn etwas als Routine im Gehirn abgespeichert wurde, dann ist es nicht mehr relevant fürs Bewusstsein.

Ich meine, ich bin wirklich froh, wenn diese Hygienemasken in unserem Alltag keine grosse Rolle mehr spielen. Diese Zeit wird wieder kommen, ganz bestimmt. Kein Mensch wird diese Hilfsmittel absurdum tragen, wenn eine Herdenimmunität erreicht wurde. Aber wäre es bis dahin nicht sinnvoll, diesen Kampf situationsbezogen zu führen? Nämlich dann, wenn ein Kind Probleme damit hat? Dann findet sich nämlich die passende Lösung für die Situation und das Kind. Dabei werden keine zusätzlichen Kinder verunsichert, weil sie erleben wie ihre Eltern gegen etwas in den Kampf ziehen, was noch ein Weilchen zu unserem Alltag gehört. Wäre es für die Kinder nicht wichtig, trotz Pandemie wieder Hobbys ausüben zu können, ihre Freunde zu treffen? Kinder- und Jugendtreffs dürfen mit Erlaubnis des BAG ihre Angebote wieder aufnehmen und oft sind diese auf Unterstützung von Elterninitiativen, Freiwilligenarbeit und Fördergelder angewiesen. Dort könnte man viel Man- und Womanpower und auch Geld investieren. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob Masken getragen werden müssen oder nicht Hauptsache diese Angebote finden statt! Unsere Jugend wird uns danken, wenn wir für sie “diesen Kampf” wählen.

Du bist verunsichert, wütend oder enttäuscht nach dem Lesen dieses Beitrags? Dieser Beitrag widerspiegelt meine persönliche Sicht und dient lediglich dazu (m)eine Perspektive zu übermitteln. Er hat deshalb nichts mit deinem Leben zu tun, wenn du dies nicht willst. Ich respektiere, dass es Menschen gibt, die dies ganz oder in Teilen anders sehen, denn es ist wichtig, dass sich Eltern für sich oder ihr Kind einsetzen, wenn die Hygienemaske Probleme bereitet und dabei auch Gehör finden, damit eine sinnvolle, situationsbezogene Lösung gefunden werden kann. Dies ist in meinen Augen dann am ehesten möglich, wenn die Mehrheit eine Minderheit schützt.

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