Vom lernen und lehren….

Es war ruhig auf meinem Blog, was nicht bedeutet, dass es in meinem Leben ruhig war. Im Gegenteil.

Alles in Bewegung / Foto by tanjaz.ch

In den letzten Monaten habe ich, nebst dem einrichten und einarbeiten in meinem eigenen Praxisraum, die Ausbildung zur Kursleiterin (SVEB1) absolviert. Eine intensive Zeit in der ich meine eigene Lerngeschichte (besonders die in der obligatorischen Schulzeit) aufgearbeitet und mich ganz bewusst mit meinem eigenen Lernprozess beschäftigt habe. Es war eine anstrengende und bereichernde Zeit. Alleine wieder in einem Klassenzimmer zu sitzen, Teil einer Gruppe zu sein und daneben gefordert/gefördert zu werden war spannend und überwältigend zugleich. Dabei wurde mir bewusst, welche hohen Anforderungen ich mir selber stelle, wenn ich etwas für mich wichtiges erreichen will und wie schmal der Grad zur Selbstüberforderung ist. Bei all diesen Prozessen war die Evolutionspädagogik® meine Begleitung. Als der Druck am grössten war (bei der Erarbeitung meiner Minilektion), habe ich meine Kreativität beibehalten und gleichzeitig strategisch weiterarbeiten können. Diese Kompetenz werde ich für meine künftige Tätigkeit als Kursleiterin bestimmt weiterhin gut nutzen und verfeinern können. Sie wird mir bestimmt auch dabei helfen die Freude am Prozess zu geniessen und nicht nur das Resultat als Antrieb zu sehen.

Kreatives “Nebenprodukt” meiner Ausbildung / Lerninhalte zeichnen

Nebst dem meistern all dieser Herausforderungen habe ich natürlich auch das Lehren gelernt. Denn meine Ausgangsmotivation für diese Ausbildung war und ist es Menschen kompetent und “merk”würdig Inhalte vermitteln zu können. Inhalte zu Themen die mir seit Jahren am Herzen liegen und von denen ich glaube, dass Menschen die mit Kindern und Jugendlichen leben und arbeiten profitieren können.

Folgende Kurse sind bereits im Angebot:

Evopäd® im Schulalltag – Ein zweiteiliger Kurs für Lehrpersonen die sich für den Einsatz der Evopäd® im Schulalltag interessieren / Preis auf Anfrage

Evolutionspädagogik®- Infoabend – Ein Kurs für Eltern und Interessierte (Elternvereine) die gerne theoretische und praktische Erfahrungen mit dem Modell der Evopäd® machen möchten / Preis auf Anfrage

Evopäd® in der Turnhalle – Evopäd® Erlebnis für die ganze Familie / dieses Angebot eignet sich gut als Ergänzung zum Infoabend / Preis auf Anfrage

In all meinen Schulungen ist mir wichtig, dass die Inhalte zu den Bedürfnissen der Teilnehmenden passen und praxisrelevant sind. Ob zu den Kursthemen Vorkenntnisse vorhanden sind oder nicht, der Nutzen beruflich oder privat sein soll, welche Lernziele erreicht werden sollen vereinbaren wir vorher gemeinsam.

Mein Angebot ist auf Anfrage erweiterbar. In den letzten Wochen/Monaten/Jahre habe ich mich intensiv mit den Themen “Growth Mindset”/Selbstbild, “Resilienz”, Bewusstes/Unbewusstes-Denken, bestärkende Elternschaft und Fehlerkultur auseinandergesetzt. Dieses Wissen, kombiniert mit meiner langjährigen Erfahrung als Mutter, Lernberaterin, Evolutionspädagogin®, Spielgruppenleiterin, Tagesmutter und Mensch möchte ich gerne mit euch teilen.

Neugierig? Wissbegierig? Dann organisiere deine eigene Lerngemeinschaft in Form von Mitarbeitenden, Miteltern, im Freundeskreis, Schulleitungen, Elternforen, Mitmenschen und melde dich bei mir. Ich freue mich auf deine Kontaktaufnahme.

Von Aussichten und Ansichten – trauen und vertrauen

Heute lass ich ein “Bonmot” aus meinem Alltag da. Einerseits hat es mich schmunzeln lassen, aber auch unglaublich berührt. Wenn ihr auf Kinder trefft, nutzt die Gelegenheit: Hört hin und schaut zu!

In der kalten Jahreszeit besuchen wir mit den Spielgruppenkindern des Bauernhofs jeweils den “Schnitzelhaufen” (die Schnitzelberge des Hofbesitzers die er zu Heizzwecken lagert). Die Kinder lieben es auf die Schnitzelberge zu klettern. Die Bewegung dort gibt schön warm. Mit dieser Gruppe sind wir das erste Mal da. Deshalb sind die Kinder, die erst seit dem Sommer mit dabei sind, noch etwas zögerlich. Aber nach kurzer Zeit klettern alle die Hügel hoch. Es ist anstrengend, braucht viel Kraft und Ausdauer. Ständig rutschen die Holzschnitzel weg und man rutscht mehr zurück als dass man vorwärts kommt. Davon lassen sich drei- und vierjährige Kinder aber nicht abschrecken. Bald sind alle oben, geniessen die Aussicht und den Erfolg. Ich bin ebenfalls hoch geklettert und beobachte wie die Kinder sich zu orientieren beginnen. Neue Spielideen entstehen. Dieses Mal ist der Berg steil und beachtlich hoch. Er reicht fast bis unters Holzdach. Eine lange, steile Rutschbahn. Ich stehe mit einem Kind am Abhang und wir schauen gemeinsam hinunter.

“Wow, das ist aber steil!” sage ich zu ihm und den Kindern im Umkreis. “Das braucht ganz schön Mut, hier runterzurutschen!”

“Ja”, meint da das Kind, setzt sich und beginnt sich in Richtung Abhang zu bewegen, “aber ich vertraue mir.” (“Ig due mir vertroue.”) Und weg war es. Voller Selbstbewusstsein rutschte es den Abhang hinunter.

Seither überlege ich mir, meinte es “Ich traue mich”? Oder “Ich vertraue, dass nichts passiert”? Aber nein, es hat es eigentlich unmissverständlich gesagt. Es VERTRAUT sich! Es traut es sich zu!

Ich wünsche euch, euren Kindern und mir viel Vertrauen. Nicht nur Vertrauen in die Situation, in die Mitmenschen oder die Situation. Vertrauen wir uns selbst und alles andere kommt wie es kommt.

Meeting Evopäd© – Reptil

Mittels kurzen Blogartikeln stelle ich euch in regelmässigen Abständen, Beispiele aus meinem Arbeitsalltag mit der Evolutionspädagogik vor. Diese Einblicke sollen aufzeigen, welche Sicht die Evopäd© auf Verhaltensweisen hat und wie eine Lösung aussehen könnte.

Jeder Mensch, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, der kennt die Verhaltensweisen die wir in der Evolutionspädagogik® der Reptil-Stufe zuordnen. Blockaden in dieser Stufe äussern sich meist sehr deutlich und lassen uns hilflos zurück, weil wir trotz viel Reden, Strafen und Schimpfen nichts erreichen.

Unser Reptil-Hirn ist eine nützliche Sache und hat uns Menschen weit gebracht. Es ist sozusagen die Kommandozentrale fürs Überleben. Wach sein, Schlaf, Atmung, Temperatur und grundlegende automatische Bewegungen werden von dieser Gehirnstufe (Kleinhirn) kontrolliert. Bei akuter Gefahr, wenn eine schnelle Reaktion gefordert ist, dann lässt es uns entweder erstarren oder loslegen.

Blockaden in der Reptil-Stufe können sich darin zeigen, dass ein Mensch ständig unter Strom steht. Sein Verstand möchte zwar anders, aber sein Körper kann es nicht zulassen. Nägel kauen, mit dem Bein wippen, ein verkrampfter Kiefer können äusserliche Anzeichen sein. Gerade bei jüngeren Kindern kann sich ein Verhalten in dieser Stufe darin äussern, dass Spielsachen impulsiv umhergeworfen, andere Kinder gebissen oder gehauen werden. Dabei ist es offensichtlich, dass diese Handlungen dem Kind passieren ohne, dass es vorsätzlich handelt. Wir können deshalb als Eltern/Pädagog*innen noch so oft sagen, dass dieses Verhalten nicht erwünscht ist. Das Kind weiss dies (wenn es nicht im Stress ist), aber wenn der Stress überhand nimmt, dann “macht” es mit ihm. Unser Reptiliengehirn macht das, was sich seit Beginn der Evolution bewährt hat, es übernimmt die Kontrolle im unbewussten Denken.

Deshalb ist es als Mutter/Lehrperson hilfreich zu wissen, dass es nichts nützt loszuschimpfen und am eigenen Verstand zu zweifeln, weil man manches halt schon 100 Mal gesagt hat und es dennoch nichts nützt. Im Gegenteil, eine Schimpftirade erhöht den Stress gleich noch einmal um ein Level und ist hinderlich, um ein Umdenken fürs nächste Mal zu bewirken. Vielmehr hilft es, sich bewusst zu machen, dass wir einen Menschen in dieser Gehirnregion nicht über den Verstand (Reden) erreichen können. Was wir brauchen ist eine “Ansprache” über die unbewussten Reflexe. Erst danach, im wieder stressfreien Zustand (wenn andere Gehirnregionen wieder Mitspracherecht haben), kann im Ruhe über das Verhalten gesprochen werden, wie ähnliche Situationen in Zukunft vermieden oder anders bewältigt werden können.

Dank der Evolutionspädagogik® gibt es zum Glück Interventionsmöglichkeiten die, wenn man sie kennt, ganze Klassen aus dem “Reptil-Modus” holt oder Eltern dabei unterstützt adäquat auf Kleinkinder zu reagieren, wenn diese entwicklungsbedingt diese Stufe entdecken. Praktischerweise sind diese Übungen so einfach und spassig, dass niemand gross dazu überredet werden muss. Denn wie immer gilt: das Gehirn lernt gerne in der Bewegung und mit Freude und Lust. Wichtig ist dabei einmal mehr: kurz und häufiger nicht lang und selten.

Von der Kunst glücklich loszulassen oder das Ende eines Spielgruppenjahres

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. Manche üben sich im Durchhalten, andere motivieren sich mit dem Ausblick der langen unbeschwerten Sommerferien. So oder so, der Abschied naht, sei es für die Kinder, die Eltern oder die Lehrer*innen. In dieser Phase geprägt vom Rückblick und vom Vorausschauen, stellt sich die Frage, was haben wir erreicht? Was hat sich getan? Sind wir gewachsen? Haben wir uns verändert?

Manchmal hilft da ein Zeugnis, ein Feedback des Chefs/der Chefin oder ein sonstiger Leistungsnachweis. Viel befriedigender ist es jedoch, wenn es da einen Moment gibt, bei dem ich spüren kann, genau so soll es sein. Dieser Moment und sei er nur ein Augenblick, hat das Potential, mir zu sagen, du hast etwas erreicht, es war dir wichtig, du hast alles gegeben und es ist genau so wie es sein sollte. Dies zu erkennen und zu erfahren ist ein grosses Glück und der nachhaltigste Lohn für eine erbrachte Leistung.

Als wir heute in der Spielgruppe noch etwas Zeit auf dem Spielplatz verbrachten, setzte ich mich in den Schatten des Baumes. Die Kinder waren alle beim gemeinsamen Spiel gefesselt. Es wurde ein Schatz gesucht, Blumen gesammelt, hin und her gerannt, versteckt und gefunden. Wenn eines nicht einverstanden war, wurde verhandelt, wenn eine Idee fehlte wurde überlegt und ausprobiert, es wurde befohlen und befolgt. Ich fühlte mich überflüssig, ja sogar faul und nutzlos. Ein überwältigendes Gefühl. Während mir der Impuls sagte, “Geh hin und bring dich ins Spiel”, sagte mir der Verstand “Bleib sitzen und halte dich zurück”.

Ein Jahr lang habe ich die Kinder begleitet. Sie kamen scheu und neugierig. Ich gab ihnen den Raum und die Möglichkeiten sich und andere Kinder zu entdecken. Ganz alleine, ohne Geschwister und Eltern. Für manche das erste Mal. Jedes hat nach und nach für sich entdeckt, wie es sich in der Gruppe behaupten kann. Es konnte erfahren, welche Bedürfnisse es selber oder auch die anderen Kinder haben. Es hat gelernt die eigenen zu vertreten und die der anderen zu respektieren. Wenn immer nötig stand ich bereit, allerdings nie ohne den Leitgedanken “Hilf es mir selbst zu tun” aus den Augen zu verlieren. Manchmal hat es gereicht, das Kind zu ermuntern es noch einmal selbst zu versuchen, manchmal musste ich eine andere Tätigkeit vortäuschen oder einem anderen Kind helfen, um das Kind dazu zu bringen, es selbst zu probieren. Während die ersten Spielgruppenstunden geprägt waren, dass ich an allen Ecken und Enden gefordert und gebraucht wurde, bin ich nun zum Ende des Jahres recht überflüssig geworden. Es ist nicht so, dass alle alles können, aber eine/r in der Gruppe kann es bestimmt und so landen nur noch wenige Fragen und Anliegen bei mir. Was für ein unglaubliches Gefühl muss das sein, wenn man im Alter von 3 – 5 Jahren sich so kompetent ausserhalb seines Daheim zurechtfinden kann! Ich denke, es ist genau das richtige, um nach dem Sommer im Kindergarten oder in einer neuen Gruppe zu starten.

Während ich mich diesen Gedanken hingebe, natürlich nicht ohne immer wieder die Kinder durchzuzählen, steht plötzlich ein Mädchen vor mir und hält mir einen kleinen Strauss mit selbst gepflückten Blumen hin. So wie es aussieht, bin ich doch nicht gänzlich vergessen gegangen. Ich bedanke mich und stelle fest: “Oje, jetzt habe ich gar keine Vase mit Wasser dafür.” Da meint der Junge der dazugestossen ist: “Ach, das ist doch kein Problem, geh nach Hause und stell sie dort ein. Wir brauchen dich hier nicht. Wir kommen schon klar.”

Hier ist er: MEIN Moment und ich kann glücklich loslassen.

Ein blumiges Dankeschön

Ich wünsche allen Eltern, Lehrer*innen, Spielgruppenleiter*innen und Kindern zum Schuljahresende einen guten Blick, um den persönlichen Moment des Erfolgs zu erkennen, um dann glücklich loszulassen und weiterzugehen.

Was letztens passierte und ich danach über mein Verhalten den Kopf schütteln musste

Manchmal stehen wir auf dem Schlauch oder könne den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das ist in dem Moment zwar blöd, aber ist auch immer eine Chance für eine neue Erfahrung.

Neue Ideen entstehen manchmal sehr unerwartet

Beim gemeinsamen Spielgruppen-Znüni sass ich mit zehn Spielgruppenkindern am Tisch. Die Rucksäcke und Täschli waren ausgepackt und alle gerade dabei ihre Znüniböxli zu plündern. Da stellte eines der Kinder fest, dass es kein Getränk dabei hatte. “Mirjam, ich habe kein Trinkfläschli dabei”, meinte es zu mir. Mein erster Gedanke war ein freudiger, denn es ist ein grosser Schritt, wenn ein Kind von sich aus Hilfe holt, wenn es diese braucht. Mein zweiter Gedanke war sofort lösungsorientiert. Für vergessene Flaschen, haben wir Trinkbecher in Reserve. Einen solchen habe ich dann auch gleich geholt und vor dem Kind auf den Tisch gestellt. “Wer von euch, möchte G. etwas aus der eigenen Trinkflasche spenden?” fragte ich dann in die Runde, denn die anderen Kindern hatten die Situation aufmerksam mitverfolgt. Ich dachte mir, anstatt Wasser im Nebenraum zu holen, schütten wir einfach aus einer der 9 vollen, auf dem Tisch stehenden Flaschen etwas in den Becher. Entgegen meiner Erwartungen meldete sich keines der Kinder. Normalerweise gehören Spielgruppenkinder zu den hilfsbereitesten Menschen die ich kenne. Ich war also etwas perplex. “Na dann”, meinte ich zu G. ,”möchtest du etwas von meinem Tee?” G. schüttelt verneinend den Kopf, was mich ein zweites Mal erstaunen liess. Normalerweise wollen bei einem solchen Angebot das angesprochene Kind, plus mehrere weitere, unbedingt von meinem Tee haben. Nun gut. Schlussendlich lösten wir die Situation so indem ich Wasser aus dem Hahn holte. Nun waren alle zufrieden und die Znünipause und auch der weitere Spielgruppenvormittag verliefen ohne unterwartete Zwischenfälle.

Ich vergass die Situation, bis ich am Nachmittag während einer Lernberatung mit einer Kundin wieder daran erinnert wurde. Wir sprachen während der Beratung über das Znüniteilen zu Coronazeiten. Und HEUREKA! Bei mir ging wortwörtlich das Licht an! Das betretene Schweigen, die Zurückhaltung, das für mich ungewohnte Verhalten der Spielgruppenkinder, das Kind welches auf keinen Fall von meinem Tee wollte. Wegen CORONA war doch Znüni teilen strengstens verboten! Was für mich jahrelang kein Problem war und unzählige Spielgruppen-Generationen jahrelang zelebriert hatten, die beliebte Znüni-Teilete, das ist für die aktuellen Spielgruppekinder etwas vollkommen unbekanntes. Es ist etwas was nicht erlaubt ist und das diese Kinder deshalb auch nicht kennen und ich befürchte, auch (zumindest in der Spielgruppe) nie kennenlernen werden.

Während es für mich als Leiterin eine Spielgruppenzeit vor Corona gab, nun Spielgruppenzeit während Corona gibt und dann hoffentlich eine nach Corona (die in diesem Fall hoffentlich ähnlich oder genauso wie die vor Corona aussieht), gibt es für diese Kinder nur die mit Corona. Meine Frage nach dem Wasser umschütten und teilen (was ja eigentlich auch mit Corona total unbedenklich gewesen wäre), war für diese Kinder ein absolutes No-Go. Ein Regelverstoss. Znünis und alles was dazu gehört, wird NICHT geteilt. Ich verwirrte sie mit meiner Frage bzw. brachte sie vielmehr sogar in eine unangenehmen Situation. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass ich die Situation löste, in dem ich Wasser holte und nicht indem ich eines oder mehrere Kinder dazu überredete Wasser zu geben. Es hätte alles verschlimmert.

Nun frage ich mich im Nachhinein, was ich hätte anders machen können. Wie würde meine perfekte Lösung aussehen? Es hätte wohl alles verändert, wenn ich gefragt hätte, weshalb keiner Wasser geben möchte. Ganz sicher hätte dann eines der Kinder gemein: “Das ist doch wegen diesem Corona.” (Ich sage euch, dieser Satz gehört auch bei Kindern in diesem Alter zum aktiven Wortgebrauch). Dann hätte ich die Diskussion dahin lenken können, was beim Umschütten von Wasser in einen Becher anders ist, als bei einer Hand die evtl. schon am Mund war ins Böxli vom Gegenüber reckt. Wir hätten alle viel gelernt, über unser Denken, über die Situation und über den Umgang mit einem Virus in Alltagsituationen.

Eine verpasste Chance! Wie schade! Ich könnte mir jetzt Vorhaltungen und Gedanken machen; über mein Verhalten als Spielgruppenleiterin, mein Versagen als Evolutionspädagogin®, über den Stress, der mich in der Situation nicht klar denken liess.

Das mache ich aber nicht. Im Gegenteil. Es sind genau solche Situationen die mich motivieren weiter zu lernen, aufmerksam zu sein, zu kommunizieren und es hat mich auch dazu gebracht diesen Blogbeitrag zu schreiben. Vielleicht fühlst du dich dadurch angeregt einmal mehr das Gegenüber nach seiner Sicht zu fragen: “Wieso ist dir dies wichtig?”, “Weshalb verhältst du dich so?”, “Wie können wir diese Situation gemeinsam lösen?”.

Und die Spielgruppenkinder? Zu erst einmal baue ich auf eine der Stärken von Kindern. Nämlich, dass sie nicht nachtragend sind. Sie verzeihen einem und geben wieder eine neue Chance. Gerade deshalb will ich sie nicht enttäuschen und die neue Chance nutzen. So werde ich an einem der nächsten Spielgruppenvormittagen eine Kanne Tee mitbringen und eine Runde spendieren. Natürlich werden wir bei dieser Gelegenheit auch besprechen, dass Tee aus einem gemeinsamen Krug in einem eigenen Becher kein Grund für Angst vor Corona ist.

Suchst du auch eine neue Sicht auf Dinge? Möchtest du vermeintlich unglücklich verlaufene Situationen positiv sehen? Macht es dir Mühe dich in dein Gegenüber einzufühlen? Die Evolutionspädagogik® ermöglicht unerwartete Erfahrungen, die deinen Alltag, dein Leben bereichern. Melde dich noch heute bei mir für einen Beratungstermin.

Aus Einzelteilen zum grossen Ganzen

Wenn dem Kind der Abschied schwerfällt….

Bei meiner Arbeit als Spielgruppenleiterin, bin ich jedes Jahr von neuem mit dem Thema “Ablösung” beschäftigt. Was auch natürlich ist, denn der Besuch einer Spielgruppe, ist für die Kind häufig die erste Erfahrung in einem neuen, unbekannten Umfeld mit anderen Kindern und einer neuen Bezugsperson. Auch die Eltern müssen loslassen und erfahren häufig nur wenig, was ihr Kind in diesen Stunden in der Gruppe erlebt.

Obwohl jedes Kind, jeder Elternteil anders und so auch die Lösung für eine erfolgreiche Trennung immer individuell ist, habe ich Hilfsmittel die ich einsetze. Das Modell der Evolutionspädagogik® hilft mir zu erkennen, auf welcher Ebene ich das Kind erreiche und was es benötigt, um die Situation meistern zu können. Ausserdem hilft mir meine Berufserfahrung auch in kniffligen Situationen gelassen zu bleiben und die Geduld nicht zu verlieren.

Trotz grosser Vorfreude auf die Spielgruppe, kann die Ablösung schwer sein…

Beispiel 1 – Amphibie – Erlebnissicherheit

Der Junge kommt bereits seit einigen Wochen in die Spielgruppe. Trotzdem hat er jedes Mal von neuem grosse Ablösungsängste. Die letzten Male hat er sich ans Bein der Mutter geklammert und als sie dann gehen konnte, hat er immer wieder geweint. In seiner Trauer lässt er sich nicht von mir trösten, obwohl er mich in anderen Situationen als Bezugsperson akzeptiert und dann Rat und Hilfe bei mir holt. Seine Mutter und ich sind uns einig, dass wir ihm die Trennung zumuten können und es keine Lösung ist, wenn sie die Trennung hinauszögert.

Als die Mutter gegangen ist, beginnt er auch dieses Mal nach wenigen Minuten bitterlich zu weinen. Er versteckt sich hinter dem Vorhang in der Puppenecke und lässt sich nicht trösten. Mir ist es wichtig, dass ich ihn in seiner Trauer nicht alleine lasse, aber ich muss auch akzeptieren, dass er meine Nähe nicht möchte.

Für Kinder die auf der Stufe der Amphibie gestresst sind, habe ich immer eine Krabbelröhre einsatzbereit. Deshalb frage ich ihn nun: “Willst du dich zurückziehen und verstecken?” Er weint weiter, aber nickt mit dem Kopf. Also mache ich die Röhre bereit und lasse das Kind mit den Worten “Nun kannst du dich zurückziehen und hervorkommen wenn du neugierig bist!” allein. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch wie er in der Röhre verschwindet.

Als ich kurze Zeit später schaue, was das Kind macht, sehe ich, dass es vergnügt mit seinem Spielkamerad*innen in der Autoecke spielt.

Der Junge wird an diesem Morgen kein einziges Mal mehr nach seiner Mutter fragen. Beim Znüni meint er plötzlich zu mir: “Ig ha di gärn und chume gärn witerhin zu dir i d Spiugruppe.”

Die nächsten Spielgruppen-Vormittage platziere ich die Röhre gut sichtbar im Raum, damit für ihn der Rückzug jederzeit (besonders in den ersten Spielgruppenminuten) möglich ist. Von Mal zu Mal wird die Röhre uninteressanter, gleichzeitig verschwindet auch der Abschiedsschmerz.

Auch für Schulaufgabe kann der Rückzug manchmal nötig sein.

Beispiel 2 – Säugetier – Gefühlssicherheit

Das Mädchen ist sehr scheu, ängstlich und zurückhaltend. Am liebsten wäre es, wenn die Mutter gegangen ist, den gesamten Morgen bei mir auf dem Schoss. Da ich natürlich nicht den ganzen Vormittag mit dem Kind auf dem Schoss am Tisch hocken kann, brauchen wir eine Lösung. Ich setze mich mit dem Kind auf dem Schoss an den Tisch und lege die liegende Acht aus Holz vor uns hin. Die liegende Acht lässt sich mit dem Finger oder auch mit einer Kugel abfahren. Es dauert nur wenige Sekunden und das Mädchen beginnt mit der Kugel die Acht abzufahren. Schnell wird für mich an ihrer Körperhaltung sichtbar, wie der Gefühlsstress abfällt. Ich nutze die Gelegenheit und setze das Kind mit der Acht auf einen Stuhl neben mir. “Ig mues no go s Baschtuzüg hole….” bemerke ich, “ig gloube du chasch ellei witermache.” Das Kind nickt zufrieden und auch die nächsten Minuten lässt sie die Kugel in der Rille gleiten. Als sich dann andere Kinder neben sie setzen und mitspielen wollen, lässt sie das zu und für den restlichen Spielgruppenmorgen braucht sie mich nicht mehr.

Die liegende Acht hilft, wenn die die Gefühle überhand nehmen

Beispiel 3 – Reptil – Körpersicherheit

Nicht bei jedem Kind ist der Abschiedsstress sichtbar. Manchmal ist er nur unterschwellig vorhanden. Manche kauen am T-Shirt, beissen auf der Faust herum oder schlagen/schubsen andere Kinder. Es kann auch gut sein, dass dieser Junge oder dieses Mädchen nicht zur Ruhe kommt, alles hervorkramt, dann doch nicht damit spielt oder die Spielsachen gar im Raum herum wirft. In diesen Fällen hat mein Evo-Kroki seinen Einsatz. Dabei achte ich darauf, dass die Spannung beim Kind vor dem vermeintlichen zubeissen maximal gross ist. Das geht am besten, wenn ich mit dem Kroki von Kind zu Kind reihum gehe und mit meiner Mimik die Spannung unterstütze. Manche Kinder brauchen lange, bis sie sich überhaupt trauen einmal zuzudrücken. Das ist jedoch kein Problem, weil allein durch das beobachten des Verhaltens und der Reaktion der anderen Kinder viel auslösen können. Irgendwann ist es soweit und auch sie trauen sich. Bereits nach wenigen Spielgruppenstunden ist das Krokodil kaum mehr gefragt und auch die Schlägereien sind selten geworden. Wenn aber die Frage kommt: “Wo isch s Kroki?” hole ich es gerne hervor.

Immer einsatzbereit: Herr Kroki

Beispiel 4 – wenn nichts zu helfen scheint? Fisch – Ursicherheit

Dann gibt es immer wieder Kinder, bei denen nichts zu helfen scheint. Sie weichen nicht von Mutter oder Vater. Alle Versuche mit ihnen zu interagieren scheitern. Weder Röhre, liegende Acht, das Evo-Kroki helfen. In diesen Fällen bin ich besonders auf die Unterstützung und der Zusammenarbeit mit den Eltern angewiesen. Eine gute Kommunikation ist dann Gold wert, denn es ist nicht selten, dass gerade in diesen Fällen (unbewusste oder bewusste) Stressoren der Eltern zuerst gelöst werden müssen. Das geht am besten wenn wir im Gespräch bleiben. Diese Gespräche finden im Idealfall in einer ruhigen Minute am Telefon oder persönlich statt. Während der Spielgruppe gebe ich dem Kind einfach zu verstehen, dass es schön ist, dass es da ist. Es hat nichts weiter zu tun, als einfach da zu sein. Dies gilt auch für die Eltern. Sie sind einfach da. Auf einem Stuhl am Rande des Geschehens. Sie geben ihrem Kind auf diesem Weg Rückhalt und Vertrauen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass sie ihrem Kind (nonverbal und verbal) signalisieren, dass es gehen darf und die Spielsachen, Kinder und die Leiterin kennenlernen kann. Ein Kind im Spielgruppenalter wird diese Möglichkeit in jedem Fall nutzen und die Welt (mit immer grösserem Urvertrauen) entdecken. Es braucht nicht mehr als Geduld und Vertrauen von allen Beteiligten.

Vertrauen in die Welt und in uns sind die Grundlage

Obwohl sich Ablösungsprobleme häufig mit diesen Angeboten, etwas Zeit und Geduld lösen lassen, fehlt im wuseligen, wilden Spielgruppenalltag manchmal der Blick und die Ruhe. Dann ist eine Lernberatung in der Praxis zielführender.

Hat dein Kind Ablösungsschwierigkeiten? Hat es Probleme sich auf neue Situationen einzulassen? Willst du als Spielgruppenleiter*in/Lehrer*in weitere Informationen, um in deiner Kindergruppe/Klasse mit EvoPäd® zu arbeiten? Melde dich noch heute bei mir.

Unsere jüngste Tochter (auf dem ersten Bild) war übrigens nie in der Spielgruppe. Wir haben es in zwei Spielgruppengruppen (im Abstand von einem Jahr) versucht, aber es scheiterte immer an der Ablösung. Heute täte es mich natürlich interessieren, wie das mit meiner heutigen Erfahrung gelaufen wäre.

Die Kraft der Ermutigung

Stell dir vor, du planst eine anspruchsvolle Bergtour. Du überlegst genau was du dafür einpackst, welchen Weg du gehen wirst und übst an deiner Kondition. Endlich ist es soweit. Du gehst los. Es stellt sich heraus, dass es anstrengender wird als erwartet und es kommen Zweifel auf. Du musst deine Planung umstellen und Umwege gehen. Trotzdem gehst du weiter und schlussendlich stehst du auf dem langersehnten Gipfel. Das Glücksgefühl ist unglaublich und du bist stolz auf deine Leistung.

Nun stell dir vor, dass du für dieses Projekt Hilfe bekommst.

  • Entweder steht dir jemand zur Seite, der dich von Anfang an motiviert und dir zutraut, dass du es schaffst. Diese Person ist einfach da und glaubt an dich, sie mischt sich nicht ein. Du hast aber die Gewissheit, dass sie dir hilft, wenn du sie danach fragst. Sie wartet auf dem Gipfel auf dich und freut sich mit dir, dass du es geschafft hast.
  • Oder da ist jemand der dir beiseite steht und genau darauf achtet, wie du die Planung an gehst. Diese Person hat schon viele Wanderungen geplant und war oft auf dem Gipfel. Sie sieht sofort, wenn deine Pläne von dem abweichen, was sie tun würde und lässt dich dies sofort wissen. Auch sie wartet auf dem Gipfel, lobt dich für deine Leistung und übergibt dir einen Geldbetrag.

Welche Hilfestellung motiviert dich, nach der ersten Tour eine weitere zu planen?

Mich begleitet diese Bergsteiger-Geschichte seit langem und ist mir ein Wegweiser der Tätigkeit als Spielgruppenleiterin und natürlich auch im Alltag mit unseren eigenen Kindern. “Mut tut gut” oder “Hilf mir es selbst zu tun” sind die kurzen und prägnanten Slogans dazu. Natürlich ist dies alles auch Teil der Evolutionspädagogik und einmal mehr erfreut es mich, wie sich alles so schön zusammenfügt.

Auf dem Weg zum Gipfel
Auf dem Weg zum Gipfel


Homeschooling – ein Tagebuch – Tag 10

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und 3 Kindern wird durch die Schulschliessung, eine Massnahme der Schweizer Regierung aufgrund der Corona Pandemie, mit Homeschooling konfrontiert

Sonntag, 22. März 2020

Ich mag Sonntage. Derzeit noch mehr als sonst. Im Gegensatz zu den anderen Wochentagen, ist der Unterschied vom früheren Alltag, dem Vor-Corona-Alltag, an Sonntagen weniger ersichtlich. Dies ist bereits ein Erfahrungswert, denn wir haben heute schon den zweiten Sonntag, den wir in den, ansonsten immer noch unwirklichen Umständen, verbringen. Wie auch sonst, verbringen wir den Tag mit unserer Putzrunde und ordnen den Haushalt, damit während der Woche nur kleinere Routinetätigkeiten erledigt werden müssen. Es besteht kein Grund die anders zu machen, da wir während der nächsten Woche wieder mit dem Homeschooling beschäftig sein werden. Die Kinder kennen den Ablauf auch und das gibt Halt und Sicherheit. Sie haben kleinere Ämtl die sie zu erledigen haben und die restliche Zeit gehen sie selbstständig ihren Interessen nach. Es gibt uns Zeit zum durchatmen und Kraft tanken für die neue Woche.

Mein Sonntagsritual auf Instragram (@flaemi), ein neuer Spruch auf meiner Tafel

Etwas anderes hat mir in dieser ersten Woche ebenfalls Kraft und Halt gegeben. Für unsere Spielgruppenkinder, die ebenfalls seit einer Woche keine Spielgruppe mehr besuchen dürfen, haben wir eine Kreativ-Kiste, an einem öffentlich zugänglichen Standort, realisiert. Dort können seit letztem Mittwoch Säckchen mit kleinen Bastel-Kits geholt werden. Das Angebot wird rege genutzt und bereits am Samstag hatten wir nahezu 100 Säckchen umgesetzt. Ich liebe meinen Job und ich vermisse die kreativen und aktiven Stunden mit diesen fröhlichen 2 1/2 – 4-jährigen Kindern sehr. Ihnen (und ihren Eltern) mit diesen kleinen Säckchen eine kleine Freude zu bereiten, hat sich für mich zu einem grossen Trost entwickelt. Zudem hilft mir das zusammenstellen und herstellen der Bastelarbeiten Ablenkung zu finden. Auch meine Kinder helfen gerne dabei und so ist immer etwas zu tun. Jemandem eine kleine Freude zu breiten oder zu Helfen hat sich als gutes Rezept für kleine und grosse Krisen entwickelt. Ich habe das Gefühl, dass es auch anderen so geht. Das gibt mir viel Hoffnung.

P.S. Es gibt etwas, das gefällt mir am Corona-Sonntag. Immer um 10.45 Uhr läuft auf SRF3 Patent Ochsner mit dem Lied “Für immer uf di”. Die ganze Schweiz ist eingeladen mitzusingen. Ich habe es noch nie geschafft, dieses Lied ohne Tränen zu singen. Aber es sind Tränen der Rührung und des Gemeinschaftsgefühls und die nehme ich gerne in kauf.

Die Bastel-Kiste
Erstellen der Bastel-Kits. Jeder der mag hilft mit.
So kann es dann einmal aussehen.